Trennung und Scheidung aus bindungstheoretischer Sicht (Teil 2) Was geht in den Eltern vor?

Für Eltern bedeutet die Trennung keine einfach Situation, auch wenn manche von ihnen zu dem Mittel greifen, sie zu bagatellisieren oder sie sich schönzureden. In den meisten Fällen aber beherrschen Wut und Aggression, Schuldgefühle, Ohnmacht und depressive Verstimmungen das Gefühlsleben, die oft auch mit vorübergehenden Rückzug einhergehen können. Auch Flucht in Arbeit, aber ebenso Arbeitsstörungen können die Folge sein. Darüber hinaus können sich alle diese Gefühle auch mit vielfältigen psychosomatischen Symptomen Ausdruck verschaffen. Wie bei den Kindern spielt auch ihre Bindungsgeschichte eine bedeutende Rolle, wie sie mit der Situation umgehen und sich ihre erworbenen Bindungsmuster auf die nachstehend näher beschriebenen Gefühle positiv oder negativ auswirken. Darüber, wie sich unterschiedliche Bindungsmuster aus der frühen Kindheit, ob zum Beispiel sicher oder unsicher gebunden, auf ihre Bewältigungsstrategien auswirken, liegen allerdings bislang kaum wissenschaftliche Untersuchungen vor.

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Trauer (Teil2): Rituale der Trauer und des Abschieds

Eine Klientin erzählte, dass sie als Kind die Oma tief und innig geliebt hatte. Doch plötzlich war die Oma weg. Sie war an einem Herzinfarkt gestorben. Zur Beerdigung durfte die damals Siebenjährige nicht mit. Die Eltern wollten ihr das „ersparen“.

Das war von den Eltern sicherlich gut gemeint, schadete aber dem Kind. Es konnte sich nicht von der Oma verabschieden. Deshalb blieb der Schmerz um den Verlust in ihr und belastete sie noch als erwachsene Frau.

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Trennung und Scheidung aus bindungstheoretischer Sicht (Teil1) “ Was geht in Kindern und Eltern vor“

Vorbemerkung zur vierteiligen Serie zum Thema „Trennung und Scheidung“

Jedes Jahr lassen sich in Deutschland etwa 160.000 verheiratete Paare scheiden, womit laut Mikrozensus jährlich etwa 130.000 bis 140.000 minderjährige Scheidungskinder neu dazukommen. Und da Trennungskinder von Eltern ohne Trauschein in den amtlichen Statistiken nicht auftauchen, dürfte die Anzahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen noch wesentlich höher liegen. Das wären dann jährlich in etwa so viele Scheidungskinder wie eine mittlere Großstadt in Deutschland Einwohner hat. Obwohl mit dieser hohen Anzahl von Kindern und Jugendlichen, die mit der Trennung ihrer Eltern oftmals eine traumatische Erfahrung verbinden, immer auch eine besondere erzieherische Herausforderung mit ungewissem Ausgang für ihre Eltern verbunden ist, liegen erstaunlich wenige wissenschaftliche Studien vor, wie sich die Trennung der Eltern auf ihre Kinder auswirkt und mit welchen, auch langfristigen Folgen zu rechnen ist. Hinzukommen Erzieherinnen und Lehrer, die nur über wenige Kenntnisse darüber verfügen, wie sie in Kita und Schule Kindern, deren Eltern sich gerade getrennt haben, professionell zu Hilfe kommen können. Auch beschäftigen sich die bestehenden Untersuchungen und Veröffentlichungen häufig nur mit der Sicht der Eltern, zum Beispiel, wenn es um geeignete Betreuungsmodelle geht, und die Erlebniswelt der Kinder, die doch das schwächste Glied in diesem Geschehen darstellen, gerät oft in den Hintergrund.

In vier Teilen will ich mich deshalb aus bindungstheoretischer Sicht etwas ausführlicher mit dieser Thematik befassen. In den ersten beiden Teilen wird es darum gehen, die Kenntnisse darüber zu vertiefen, was in den Kindern und ihren Eltern bei Trennung und Scheidung vor sich geht. Dem schließt sich im dritten Teil die Frage an, ob und welche Langzeitwirkungen die Trennung der Eltern für Kinder und Jugendliche haben kann. Im vierten und letzten Teil geht es schließlich um die aktuelle Diskussion darüber, welches Aufenthaltsmodell für Kinder getrennter Eltern das Beste ist. Wer mehr darüber lesen möchte, wie Eltern die Trennungssituation gemeinsam mit ihren Kindern am besten bewältigen und über Schutzfaktoren, die Kindern und Jugendlichen weiterhelfen, verweise ich auf mein zusammen mit dem Familienrichter Christoph Strecker geschriebenes  Buch „Kindern bei Trennung und Scheidung helfen. Psychologischer und juristischer Rat für Eltern“, dessen vierte Auflage kürzlich im Beltz Verlag erschienen ist.

 Was geht in den Kindern vor?

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Trauer (Teil1): Die Trauer der Kinder ernst nehmen

Vor einigen Monaten hörte ich, dass die Erzieherin eines Kindergartens in Rente ging und sich von den Kindern ihrer Gruppe mit einer kleinen Feier verabschieden wollte. Sie sagte vorher den Kindern: „Wenn ihr nicht weint, dann bekommt ihr ein Geschenk.“ Welche ein Unglück. Warum sollen Kinder nicht weinen, wenn eine Erzieherin, die sie mögen und der sie verbunden sind, geht? Trauern ist das Gefühl des Loslassens. Die Kinder müssen diese Erzieherin loslassen und das ist traurig. Weinen ist ein Ausdruck dieser Traurigkeit und es ist gut, die Tränen zu zeigen.

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Halt geben statt Grenzen setzen

Es scheint zurzeit sehr in Mode zu sein, Mauern zu bauen, Sperrzäune zu errichten oder Grenzen wieder enger zu ziehen. Egal, ob Trump sein Bauwerk gegen illegale Einwanderer aus Mexiko errichten lassen will, die EU versucht, sich mit Stacheldraht unerwünschten Flüchtlingen aus Nordafrika zu erwehren oder Rechtspopulisten wieder überall Grenzpfähle aufstellen und Grenzen ziehen möchten, immer geht es ihnen darum, sich vor schädlichen Einflüssen, die von außen kommen, „schützen“ zu wollen. Als würde ein „Feind“ vor der Tür stehen. Was sich hier in der großen Politik abspielt, soll nun auch vor der Erziehung unserer Kinder nicht Halt machen, zumindest sehen das manche so. Das Kind als natürlichen Feind.

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Strenge Erziehung schadet der Schulleistung!

Eine gute Bindung zu den primären Bezugspersonen wirkt sich auch in der Schulzeit positiv auf die Schulleistungen von Kindern und Jugendlichen aus. Es hat damit zu tun, dass ihr Selbstwertgefühl von Geburt an gefördert wird, wenn man ihnen auf ihre ersten Zeichen, Gesten und Worte feinfühlig antwortet und ihnen damit das Gefühl gibt, anerkannt zu werden. So fühlen sie sich angenommen und empfinden sich als wertvoll. Anerkennung des Kindes – „So, wie du bist, nehme ich dich an“, „So wie du bist, bist du wertvoll für mich“ – verleiht ihm innere Stärke und Durchhaltevermögen, auch dann, wenn es darum geht, später einmal schwierige Aufgaben in Angriff zu nehmen und sich nicht vor ihnen wegzuducken.

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Wenn Kinder ins Leere gehen

Viele Menschen sehnen sich danach, dass in ihnen und um sie herum endlich einmal „nichts los ist“ und sie Leere um sich und in sich spüren. Gerade nach großen Anstrengungen und Situationen der Überforderung ist eine solche Sehnsucht verständlich und weit verbreitet. Doch um diese als angenehm empfundene Leere geht es hier nicht.

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Die WLAN-Puppe im Kinderzimmer? Bindungstheoretische Überlegungen zu interaktivem Spielzeug (Teil 2 von 2)

Eines ihrer schönsten Spiele besteht für Kinder schon ab zwölf Monaten, spätestens ab zwei Jahren und aufwärts darin, sich mit ihrer Puppe, ihrem Bären oder einem anderen Plüschtier zu unterhalten. In diesem Dialog kommt alles zum Tragen, was sie bisher – u. a. auch aus der Bindungssituation zu ihren Eltern – gelernt und erfahren haben. Da wird geliebt, ermahnt, gefüttert, umarmt, gedroht und geknuddelt, d.h. der ganze Kosmos eines Kinderlebens wird zur Geltung gebracht und kann dialogisch buchstäblich zur Sprache gebracht werden. (mehr …)

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Die WLAN-Puppe im Kinderzimmer? Bindungstheoretische Überlegungen zu interaktivem Spielzeug (Teil 1 von 2)

Künstliche Intelligenz – ein Begriff, der den bezeichneten Sachverhalt ganz gut trifft – hält zunehmend Einzug ins Kinderzimmer, egal ob es sich um Lerncomputer mit Kamera und Bewegungssensor für 5-Jährige und ältere Kinder handelt, um vernetzte Spielzeuge oder Apps für die Allerkleinsten.

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