Bindung und Bindungsprozesse vor und in der Schwangerschaft, Teil 4: Ängste und Phantasien, die das „Binnenklima“ in der Schwangerschaft belasten können

 

 

Von Dr. Claus Koch

Auch wenn die Bindungsforschung davon ausgeht, dass sich eine „echte“ Bindung als wechselseitiger Prozess zwischen dem Säugling und seinen wichtigsten Bezugspersonen erst ab etwa dem sechsten Lebensmonat konstituiert, finden bereits vor der Geburt und besonders während der Schwangerschaft bindungsähnliche Prozesse zwischen dem Ungeborenen und seinen künftigen Eltern, besonders der Mutter, statt, die für die Bindungsgeschichte des Babys und Kleinkindes von großer Bedeutung sein können.

In fünf Blogbeiträgen stellen wir in den nächsten Wochen die wichtigsten Passagen eines Vortrages vor, den Claus Koch auf der 6. Fachtagung „Frühe Hilfen“ im September dieses Jahres in Hofheim am Taunus hielt. 

Ängste und mit diesen verknüpfte Phantasien spielen für das werdende Kind – und dies gilt natürlich auch für die Zeit nach seiner Geburt – die vielleicht bedeutendste Rolle. Ängste können, wie wir wissen, eine positive Wirkung erzeugen. Wenn eine Mutter Angst um ihr werdendes Kind hat, zeugt dies von einer es annehmenden und mitfühlenden Haltung und Beziehung zu ihrem Kind. „Ich habe Angst um dich, weil ich dich jetzt schon so liebhabe.“ Eine solche Angst ist von der mütterlichen – im Übrigen auch väterlichen Liebe – zum Kind geprägt. Sie ist gut. Sie verhindert, dass ich meinem Kind aversive Reize, auch hinsichtlich von schädigenden Substanzen, zumute. Sie sorgt dafür, dass ich mich jetzt schon um das Kind kümmern will, dafür sorgen, dass es ihm jetzt und später einmal gut geht. Eine solche Form von „fürsorglicher Angst“ erzeugt auch keinen Stress oder nur dann, wenn sie im Gefühlsleben der Mutter zu sehr überhandnimmt und alle anderen Gefühle „überstimmt“.

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Traumatisierte Kinder sensibel begleiten, Teil 6: Was tun bei »seltsamen« Gefühlen traumatisierter Kinder?- Zorn

 

 

von Dr. Udo Baer

Traumatische Erfahrungen bewirken in den Kindern, dass sie in all ihrem Erleben erschüttert sind. Dazu gehört auch ihr Gefühlsleben. Manche Gefühle verschwinden scheinbar, andere werden stärker, wieder andere verändern sich in ihren Inhalten und ihrem Ausdruck. Deswegen werde ich in den folgenden Abschnitten auf einige dieser Gefühle eingehen, die Veränderungen durch traumatische Erfahrungen beschreiben und Ihnen Hinweise geben, wie Sie damit umgehen können.

Ein Kind ist manchmal ärgerlich, zornig, wütend und zeigt dies auch. Die Kinder teilen uns dadurch mit, dass sie etwas anders haben wollen. Die Mutter soll nicht weggehen, sie möchten das Essen nicht aufessen, sie wollen beim Spiel gewinnen … Das ist der Sinn und der Nutzen der aggressiven Gefühle: Sie zielen auf Veränderung ab und zeigen, dass Kinder eine solche Veränderung bewirken wollen. Mit den aggressiven Gefühlen umzugehen, gehört zu Ihrem erzieherischen Alltag. Doch bei Kindern, die traumatische Erfahrungen gemacht haben, können der Zorn oder die Wut besondere Qualitäten zeigen, die über die Alltagserfahrungen hinausgehen:

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Bindung und Bindungsprozesse vor und in der Schwangerschaft, Teil 3: Merkmale unsicheren Bindungsgeschehens in der Schwangerschaft

 

Von Dr. Claus Koch

Auch wenn die Bindungsforschung davon ausgeht, dass sich eine „echte“ Bindung als wechselseitiger Prozess zwischen dem Säugling und seinen wichtigsten Bezugspersonen erst ab etwa dem sechsten Lebensmonat konstituiert, finden bereits vor der Geburt und besonders während der Schwangerschaft bindungsähnliche Prozesse zwischen dem Ungeborenen und seinen künftigen Eltern, besonders der Mutter, statt, die für die Bindungsgeschichte des Babys und Kleinkindes von großer Bedeutung sein können. In fünf Blogbeiträgen stellen wir in den nächsten Wochen die wichtigsten Passagen eines Vortrages vor, den Claus Koch auf der 6. Fachtagung „Frühe Hilfen“ im September dieses Jahres in Hofheim am Taunus hielt.

Ein entspanntes „Binnenklima“, von dem im letzten Beitrag dieser kleinen Serie die Rede war, zeigt sich nicht in jeder Schwangerschaft. Manchmal hört das werdende Baby auch laute, schrille ihm nicht wohltuende Töne, zum Beispiel, wenn es in seiner Nähe zu einem heftigen Streit zwischen seinen werdenden Eltern kommt. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass sie, wie andere aversive Reize, beim werdenden Kind Stress verursachen. Könnte der Fötus bereits sprechen, wozu er ja er noch eine gewisse Zeit braucht, würde sie oder er wahrscheinlich sagen: „Hört auf damit, das tut mir weh. Dann erschrecke ich mich, kann mich gar nicht gemütlich bei dir im Bauch einkuscheln, sondern zappele irgendwie herum, dass ihr damit aufhört. Ihr macht mir Angst.“ In Ultraschallbeobachtungen lässt sich solche Unruhe bei aversiven Reizen, die von Außen auf das Kind einwirken, beobachten.

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Traumatisierte Kinder sensibel begleiten, Teil 5: Was tun bei »seltsamen« Gefühlen traumatisierter Kinder?- Angst

 

 

von Dr. Udo Baer

Traumatische Erfahrungen bewirken in den Kindern, dass sie in all ihrem Erleben erschüttert sind. Dazu gehört auch ihr Gefühlsleben. Manche Gefühle verschwinden scheinbar, andere werden stärker, wieder andere verändern sich in ihren Inhalten und ihrem Ausdruck. Deswegen werde ich in den folgenden Abschnitten auf einige dieser Gefühle eingehen, die Veränderungen durch traumatische Erfahrungen beschreiben und Ihnen Hinweise geben, wie Sie damit umgehen können.

Alle Kinder haben Angst. Angst ist ein nützliches Gefühl, denn es bewahrt Kinder (und Erwachsene) davor, sich in gefährliche Situationen zu begeben. Wenn wir Trauma-Folgen betrachten geht es also nicht um die Angst an sich, sondern vor allem um das Maß der Angst. Viele traumatisierte Kinder sind im Nachklang extrem angstvoll. Sie wurden und sie fühlten sich existenziell bedroht und konnten dies nicht bewältigen. Also ist es nachvollziehbar, dass ihre Angst steigt, manchmal sogar ins Unermessliche.

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Bindung und Bindungsprozesse vor und in der Schwangerschaft, Teil 2: Das erste „Zuhause“: Die Bindungsgeschichte des Kindes beginnt schon in der Schwangerschaft

 

 

Von Dr. Claus Koch

Auch wenn die Bindungsforschung davon ausgeht, dass sich eine „echte“ Bindung als wechselseitiger Prozess zwischen dem Säugling und seinen wichtigsten Bezugspersonen erst ab etwa dem sechsten Lebensmonat konstituiert, finden bereits vor der Geburt und besonders während der Schwangerschaft bindungsähnliche Prozesse zwischen dem Ungeborenen und seinen künftigen Eltern, besonders der Mutter, statt, die für die Bindungsgeschichte des Babys und Kleinkindes von großer Bedeutung sein können. In fünf Blogbeiträgen stellen wir in den nächsten Wochen die wichtigsten Passagen eines Vortrages vor, den Claus Koch auf der 6. Fachtagung „Frühe Hilfen“ im September dieses Jahres in Hofheim am Taunus hielt.     

Nachdem, wie im ersten Teil des Beitrages zu Bindungsprozessen vor und während der Schwangerschaft bereits erwähnt, schon vor der Zeugung eine Beziehung zum Kind existiert, kommt es in der Schwangerschaft zwischen Fetus und Mutter und auch zum anwesenden Vater zu einer bestimmten Art von Bindung, auch wenn sie noch nicht, wie die Bindung nach der Geburt, von „Angesicht zu Angesicht“ entsteht und auf diese Weise ausgelebt werden kann. Im Gegensatz zu später ist diese Form der Bindung noch nicht genau erfassbar oder messbar, zumindest nach strengen wissenschaftlichen Kriterien, und dennoch deutet Vieles darauf hin, dass sie für spätere Bindungsprozesse eine Rolle spielt.

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Traumatisierte Kinder sensibel begleiten, Teil 4: Was tun bei »seltsamen« Gefühlen traumatisierter Kinder?- Neugier

 

 

 

Traumatische Erfahrungen bewirken in den Kindern, dass sie in all ihrem Erleben erschüttert sind. Dazu gehört auch ihr Gefühlsleben. Manche Gefühle verschwinden scheinbar, andere werden stärker, wieder andere verändern sich in ihren Inhalten und ihrem Ausdruck. Deswegen werde ich in den folgenden Abschnitten auf einige dieser Gefühle eingehen, die Veränderungen durch traumatische Erfahrungen beschreiben und Ihnen Hinweise geben, wie Sie damit umgehen können.

Neugier ist ein Gefühl, das häufig unterschätzt wird. Es macht sich negativ bemerkbar, wenn Eltern genervt sind, weil das Kind »zu« neugierig ist und fragt und fragt und fragt oder wenn die Neugier und das Interesse eines Kindes schwinden, wenn die Fähigkeit, sich für Dinge und Menschen zu interessieren oder gar zu begeistern, verloren geht. Ein solcher Verlust kann starke Auswirkungen auf die Kinder haben. Denn Neugier und Interesse öffnen die Türen zur Welt. Indem Kinder sich für Dinge interessieren, wenden sie sich ihnen zu und beschäftigen sich damit. Worauf sie neugierig sind, fragen sie, erkunden sie mit Händen und mit Worten, mit all ihrem Handeln und eignen sich die Welt an. Manche Kinder sind neugieriger als andere, doch alle Kinder werden mit Neugier und Interesse für ihre Umwelt geboren. Sie brauchen Unterstützung, diese Neugier zu leben und zu entfalten.

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Bindung und Bindungsprozesse vor und in der Schwangerschaft, Teil 1: Das Kind als ein Beziehungswesen von Anfang an

 

 

 

Von Dr. Claus Koch

Auch wenn die Bindungsforschung davon ausgeht, dass sich eine „echte“ Bindung als wechselseitiger Prozess zwischen dem Säugling und seinen wichtigsten Bezugspersonen erst ab etwa dem sechsten Lebensmonat konstituiert, finden bereits vor der Geburt und besonders während der Schwangerschaft bindungsähnliche Prozesse zwischen dem Ungeborenen und seinen künftigen Eltern, besonders der Mutter, statt, die für die Bindungsgeschichte des Babys und Kleinkindes von großer Bedeutung sein können.

In fünf Blogbeiträgen stellen wir in den nächsten Wochen die wichtigsten Passagen eines Vortrages vor, den Claus Koch auf der 6. Fachtagung „Frühe Hilfen“ im September dieses Jahres in Hofheim am Taunus hielt.     

 

Ein Kind kommt bereits aus einer Beziehung zur Welt. Aus der Beziehung zweier Menschen, die ihm das Leben schenken. In deren Beziehungswelt lebt es schon vor seiner Geburt, ja sogar schon vor seiner Zeugung. Ist es „geplant“, kreisen die Gedanken seiner zukünftigen Eltern schon früh darum, ob es gesund zur Welt kommt, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird, was aus ihm einmal werden wird, und vielleicht, was nicht so gut ist, was aus ihm später einmal werden soll. Aus einem noch gar nicht gezeugten Kind wird dann schon früh ein „Projektkind“.

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Traumatisierte Kinder sensibel begleiten, Teil 3: Keine Angst vor Gefühlen

 

 

 

Beitrag von Dr. Udo Baer

(aus dem Buch „Traumatisierte Kinder sensibel begleiten. Basiswissen & Praxisideen“ von Udo Baer. Beltz Nikolo 2018)

Wenn ein Kind, das traumatische Erfahrungen erleben musste, mit Interesse und Zuneigung begleitet wird, kann es dazu führen, dass in dem Kind Gefühle lebendig werden. Ein Kind malt zum Beispiel ein traumatisches Ereignis. Die Fachkraft interessiert sich dafür. Das Kind spürt das, wird aufgeregt und zeigt Ängste. Manche Menschen denken, dass wäre eine erneute Traumatisierung des Kindes. Dem ist nicht so. Wenn das Kind sich öffnet und eine Beziehung mit einer vertrauten Person aufbaut, dann können und werden häufig Gefühle sichtbar und lebbar, die das Kind beschäftigen. Es ist für das Kind gut, dass es diese Gefühle teilt. Es hilft, dass die Kinder nicht alleine sind, sondern dass andere da sind, die zuhören, sich interessieren, trösten und begleiten.

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Hungrig zur Schule – wenn das Frühstück ausfällt

 

Von Claus Koch

Jedes zehnte Grundschulkind geht mit leerem Magen aus dem Haus, so das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach. Auf die knapp drei Millionen Grundschüler in Deutschland sind das rund 300.000 Schülerinnen und Schüler, die morgens die Wohnung ihrer Eltern – oft auch ohne ausreichendes Pausenbrot – verlassen. Wobei nicht nur sie und ihr ungestillter Hunger das Problem sind, denn darüber hinaus gibt es etwa genauso viele Schüler, die morgens zu Hause zwar frühstücken, aber allein. Was auch damit zu tun haben könnte, dass heute jedes fünfte Kind mit einem alleinerziehenden Elternteil zusammenlebt. Beginnt dessen Arbeit früher als Schule und Hort, müssen viele Kinder dann schon in der Frühe für sich selbst sorgen.

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Traumatisierte Kinder sensibel begleiten, Teil 2: Was tun bei Verdacht?

 

 

(aus dem Buch „Traumatisierte Kinder sensibel begleiten. Basiswissen & Praxisideen“ von Udo Baer. Beltz Nikolo 2018)

Wie schon mehrmals erwähnt: Ein einzelnes Anzeichen kann für Sie keine sichere Erkenntnis sein, dass ein Kind sexuelle oder andere Gewalt erfahren hat und traumatisiert ist. Es braucht ein Bündel von Phänomenen, die wahrgenommen werden müssen und aus denen sich dann ein Gesamtbild ergeben sollte. Jeder Verdacht sollte und muss ernst genommen werden. Dieser ist dann noch keine sichere Erkenntnis, sondern eine Vermutung, der im Interesse des Kindes nachgegangen werden muss. Dabei helfen die folgenden fünf Schritte:

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