von Dr. Claus Koch
Kinder wachsen in Beziehungen und durch Beziehungen. Ihre Beziehungserfahrungen spielen beim Lernen und im Verhalten eine besondere Rolle. Pädagogische Berufe sind Beziehungsberufe, denn alle Kinder wünschen sich Beziehungen. Zu Menschen, zu Gegenständen, zum Wissen. Ein Wunsch, der sich in der Kita und in der Schule bei manchen Kindern aber auch und gerade im zerstörerischen Umgang mit Beziehungen ausdrückt. Dann sprechen wir von Kindern und Jugendlichen, die uns in unseren pädagogischen Bemühungen um sie besonders herausfordern.
Pädagogische Beziehungskompetenz geht also davon aus, dass jedes, auch das herausfordernde Verhalten eines Kindes ein Beziehungsangebot enthält und sinnvoll ist. Sein Sinn erschließt sich pädagogischen Fachkräften aber nicht immer sofort. Meistens zeigt sich im Verhalten eines Kindes oder einer Jugendlichen nur die Spitze eines Eisberges. Pädagog*innen müssen dann versuchen, den unsichtbaren Teil kennenzulernen, um dem oder der Betroffenen helfen zu können. Das ist etwas anderes als Therapie. Lehrer*innen sind keine Therapeuten.
Gelungene Beziehungen im pädagogischen Kontext herzustellen sind kein Mittel zum Zweck, um gute Lernerfolge zu erzielen oder ein Kind zu disziplinieren. Sie sind vielmehr die Grundlage, auf der jegliches pädagogisches Handeln stattfinden muss.
Die Beziehungsebene und die darin häufig verborgenen Konflikte in pädagogischen Prozessen zu reflektieren und sich darüber auszutauschen lässt sich lernen, macht den Beruf spannend und beugt dem Empfinden von Machtlosigkeit und damit verbundenem Burn out vor. Beziehungspädagogisch tätig zu sein gelingt jedoch nur dann, wenn Lehrer*innen akzeptieren, selbst Teil von Beziehungen zu sein, die eigene Beziehungsfähigkeit eingeschlossen.
Udo Baer und Claus Koch haben ein Grundlagenwerk zu pädagogischer Beziehungskompetenz geschrieben: „Pädagogische Beziehungskompetenz. Grundlagen für Erzieher*innen und Lehrer*innen“, Cornelsen/Verlag an der Ruhr 2020.