Ein Beitrag von Udo Baer
Eine Lehrerin sagte im Anschluss an eine „Pädagogische Balintgruppe“[1]: „Wir sind immer viel zu schnell auf Lösungen aus. Wenn es ein Problem mit einem Schüler oder Eltern gibt, wollen wir sofort Lösungen.“
Lösungen zu suchen, ist ja richtig. Doch der Weg ist entscheidend. Der Weg P – L (Problem – Lösung) ist zu kurz und führt deshalb häufig zu falschen, zumindest nicht nachhaltigen Ergebnissen. Ein Zwischenschritt ist notwendig: P – A – L. A steht für Achtsamkeit und Innehalten.
Wenn ein Problem benannt wird, zum Beispiel, dass ein Schüler schnell in seinen Leistungen abgefallen ist, kann schnell auf die „klassischen“ Lösungen zugegriffen werden: Schülergespräch, Elterngespräch, schriftliche Ermahnung … Wir vertreten, dass zwischen Problembenennung und Problemlösung eine Phase des Innehaltens und der Achtsamkeit eingeschoben werden sollte. Hier sollten sich Lehrende, die den Schüler kennen, darüber unterhalten: Was ist uns sonst noch bei dem Schüler aufgefallen? Wir wirkt er in der Schule, eher in sich gekehrt oder unruhig …? Wissen wir, ob es in seiner Familie oder seinem Lebensumfeld Veränderungen gab? …
Wenn solchen Fragen nachgegangen wird, werden oft erstaunliche Umstände entdeckt. Wird zum Beispiel deutlich, dass sich Lebensumstände des Schülers verändert haben, kann darin eine Ursache für den schulischen Leistungsabfall erkannt werden (zum Beispiel: Wegzug des besten Freundes, Trennung der Eltern, Tod der geliebten Oma …). Werden solche Umstände erkannt oder zumindest vermutet, kann ein Schüler- oder Elterngespräch ganz anders und viel erfolgversprechender geführt werden, als wenn nur schlechtere Noten thematisiert werden.
Zwischen P und L braucht es die Achtsamkeit, ein Innehalten des Hinschauens. Das kostet nicht viel Zeit. Und wenn doch: Schnellschuss-Lösungen, die nichts bewirken, sind erst recht verschwendete Energie, Zeit und Kraft.
[1] Ein Angebot des Pädagogischen Instituts Berlin