Elternarbeit in Schule und Kindergarten, Teil 6: Einstiege in Elterngespräche

 

 

 

Beitrag von Dr. Udo Baer

Zum Einstieg in ein Elterngespräch sollten die Begrüßungsrituale knappgehalten werden. Sie können Vertrauen schaffen und bei manchen Menschen ist das wichtiger als bei anderen, Doch es lohnt sich, dass Sie den Eltern relativ früh sagen, worum es geht, was Sie beabsichtigen und sie fragen, was sie für Interessen haben. Seien Sie offen und klar. Dass lädt auch die Eltern ein, möglichst offen und klar zu sein.

Einen zweiten Hinweis haben wir schon in einem anderen Beitrag erwähnt. Wenn Sie konkrete Anliegen haben, die das Kind betreffen und wenn Sie auf bestimmte Veränderungen hinauswollen (zu spät kommen, Aggressivität, Beteiligung am Unterricht …), dann ist es sinnvoll, sich möglichst konkret vorzubereiten, indem Sie sich Daten, Fakten und Beispiele notieren. Wenn Sie diese Daten und Fakten dann den Eltern vortragen, haben die Eltern die Möglichkeit, sie zu bewerten. Wenn Sie sofort mit einer Bewertung beginnen, entsteht häufig der Reflex, dass die Eltern das Kind in Schutz nehmen und Ihre Einschätzungen als Vorwürfe betrachten und abwehren. Wenn Sie beispielsweise berichten, dass das Kind in den letzten zwei Monaten an sieben Tagen zu spät gekommen ist, dann können Sie die Eltern fragen, wie sie das bewerten, und dann gemeinsam nach Lösungen suchen. Wenn Eltern nicht in der Lage oder nicht Willens sind, solche Einschätzungen vorzunehmen, dann – und erst dann – ist es wichtig, dass Sie als Fachkraft sagen: „Das geht nicht.“ Oder: „Wir müssen Wege suchen, daran etwas zu ändern.“ Also auch hier gilt es, alles zu tun, damit ein Bündnis mit den Eltern hergestellt werden kann.

Bei Elterngesprächen besteht manchmal die Gefahr, dass zu sehr über die Probleme der Kinder geredet wird. Als Einstieg hat sich die Frage bewährt: „Was schätzen Sie an Ihrem Kind? Was hat sich in der letzten Zeit positiv verändert?“ Das sollte dann ergänzt werden durch die Einschätzung, was Sie an dem Kind schätzen oder an positiven Veränderungen wahrgenommen haben. Dann, und erst dann, sollte auf die Probleme eingegangen werden. Das gilt natürlich nur, wenn es auch wirklich positive Veränderungen gibt. Es sollte nicht zur Floskel verkommen. Es ist aber immer hilfreich, zuerst auf die positiven Entwicklungen zu schauen und dann auf die Problematiken.

Für das weitere Gespräch möchten wir eine weitere Empfehlung aussprechen. Bei der Einschätzung von Kindern sind die beiden Fragen hilfreich: Was ist zu viel? Was ist zu wenig? Oft wird bei Kindern gesehen, dass die Unruhe zu groß ist. Aber was ist dabei zu wenig? Wenn die Aggressivität zu groß ist, was kommt zu kurz? Es ist gut, auf beide Seiten dieser Polarität von „zu viel“ und „zu wenig“ zu schauen, um wahrhaftige Einschätzungen der Kinder zu erlangen.

Udo Baer

Dr. phil. (Gesundheitswissenschaften), Diplom-Pädagoge, Kreativer Leibtherapeut AKL, Mitbegründer und Wissenschaftlicher Berater der Zukunftswerkstatt therapie kreativ, Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für soziale Innovationen (ISI) sowie des Instituts für Gerontopsychiatrie (IGP), Vorsitzender der Stiftung Würde, Mitinhaber des Pädagogischen Instituts Berlin (PIB), Autor

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