Woraus kann Schulangst entstehen?

Schulängste können aus unterschiedlichen Quellen gespeist werden. Die jeweilige Quelle und Ursache individuell festzustellen ist notwendig, um Hilfen zu entwickeln, die auf das einzelne Kind zugeschnitten sind.

Quellen der Schulangst können sein:

  • Angst. Manche Kinder entwickeln beim Übergang zu einer neuen Schule durch einen Umzug oder durch den Wechsel in eine weiterführende Schule Ängste, ob sie den neuen Belastungen und Herausforderungen gewachsen sind. Sie ängstigen sich auch vor der Frage, wie sie mit den neuen Lehrer*innen und anderen Schüler*innen zurechtkommen.
  • Auch allgemeiner Druck kann sich in Schulängsten kristallisieren. Manche Kinder bekommen so viel Nachhilfe oder Unterstützung, Sport und andere Förderung, dass sie unter Terminstress stehen. Andere spüren Spannungen und Druck bei den Eltern durch deren Beziehung untereinander oder durch Sorge um Krankheiten oder Arbeitsplatzsicherheit. Auch Leistungsdruck kann Schulangst hervorrufen. Dieser mag offen ausgesprochen sein oder unausgesprochen durch einen Elternteil, der sehr leistungsorientiert ist, an das Kind vermittelt werden.
  • Manche Kinder sind auch hilflos. Sie haben nicht gelernt, wie man lernt, und sie wissen zum Beispiel nicht, wie sie Vokabeln lernen sollen. Dies wird manchmal in Schulen einfach vorausgesetzt.
  • Manche Kinder sind einsam. Zum Beispiel durch den Wegzug von Freunden oder auch durch Mobbing fühlen sie sich allein. Diese Einsamkeitsgefühle wandeln sich in Angst vor den Begegnungen mit anderen Schüler*innen.
  • Gelegentlich gibt es konkrete Ängste zum Beispiel vor Hänseln oder Bedrohungen durch ältere Schüler*innen.
  • Auch diffuse Ängste können ein Kind erfüllen und den Schulbesuch oder zumindest die Freude am Schulbesuch behindern. Oft ist diese Angst dadurch entstanden, dass ein anderes Gefühl, das nicht gelebt werden konnte oder kann, „umgetauscht“ wurde. Die Trauer über den Verlust eines Angehörigen kann sich so in Angst verwandeln. Die Hilflosigkeit gegenüber einer Krankheit oder wirtschaftlicher und sonstiger Not kann Ängste hervorrufen, die sich in Schulangst manifestieren.
  • Auch Schuldgefühle können sich in Angst umwandeln. Kinder übernehmen Verantwortung für das, was den Eltern oder anderen Menschen, die sie lieben, Kummer bereitet. Sie versuchen den Kummer und seine Quellen zu beseitigen, schaffen dies aber nicht. (Kein Kind kann Trennungen der Eltern verhindern, Alkoholismus oder Krankheiten.) Dann entstehen Schuldgefühle für all das, was Kinder nicht verstehen und einordnen können, was sie nicht schaffen können. Diese Schuldgefühle können sich in herumwahrende Ängste umwandeln, die auch als Schulangst manifest sind.

All diese Quellen können sich auch anders als in Schulangst zeigen. Es ist sehr notwendig, die Quellen von Schulängsten zu erkunden und ihnen nachzugehen. Dann kann Kindern konkret geholfen werden.

Udo Baer

Dr. phil. (Gesundheitswissenschaften), Diplom-Pädagoge, Kreativer Leibtherapeut AKL, Mitbegründer und Wissenschaftlicher Berater der Zukunftswerkstatt therapie kreativ, Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für soziale Innovationen (ISI) sowie des Instituts für Gerontopsychiatrie (IGP), Vorsitzender der Stiftung Würde, Mitinhaber des Pädagogischen Instituts Berlin (PIB), Autor

Schreiben Sie einen Kommentar