Dass Frauen für die gleiche Arbeit schlechter bezahlt werden als Männer und viele Frauen mit ihrer Rente später allein kaum auskommen können, weil sie sich in ihren besten Berufsjahren „zu viel“ um ihre Kinder gekümmert haben, ist hinlänglich bekannt. Dazu trägt auch bei, dass Männer sich in der Regel gerade mal zwei Monate „Elternzeit“ nehmen, übrigens auch deswegen, weil ihre Chefs Karrierechancen davon abhängig machen, dass sie Vollzeit arbeiten. Länder wie zum Beispiel in Skandinavien zeigen, dass es auch anders geht.
In dieser Diskussion geht es immer auch um Kinderbetreuung. Und besonders um die im Kinderleben so wichtigen ersten drei Jahre, in denen sich grundlegende Bindungsprozesse im Leben eines Kindes abspielen. Es ist aber auch die Zeit, in die der „Karriereknick“ vieler Frauen fällt bzw. Teilzeitarbeit beginnt. Gleichzeitig bildet sich in diesem Zeitfenster das Vertrauen von Kindern in sich selbst und ihre ihnen wichtigsten Bezugspersonen heraus, was wiederum nur in einer Atmosphäre möglich ist, in der sie sich sicher, geborgen und angenommen fühlen. Ein Dilemma, für das es nur eine Lösung gibt, nämlich nicht nur ausreichende, sondern auch kindgerechte und gute Krippen!
Genau diese Dimension, also das Denken vom Kinde aus, fiel in den Debatten der letzten Wochen und Tage um die frühkindliche „Versorgung“ in unserem Land mehr oder weniger unter den Tisch. Dass es um die Qualität der Krippenlandschaft in Deutschland bis auf Ausnahmen erwiesenermaßen schlecht bestellt ist, wurde immer wieder beschworen, aber der Schwerpunkt lag nahezu immer auf den schädlichen Auswirkungen fehlender und unzulänglicher Krippen- und Kitaplätze auf die Wirtschaft und weniger auf die Kinder! Fehlende Krippen, fehlendes Fachpersonal, hohe Fluktuation, niedrige Löhne sorgen aber nicht nur für eine chronische Unterversorgung von Arbeitsplätzen, auf denen hauptsächlich Frauen arbeiten. Sie sind auch denkbar schlechte Bedingungen dafür, den dort untergebrachten Kindern zu geben, was sie unbedingt brauchen: Geborgenheit, Fürsorge und Resonanz. Hinzukommt, dass nach einer gerade veröffentlichten Studie Kindern aus ärmeren und benachteiligten Haushalten der Krippenbesuch aus Mangel an Krippenplätzen häufig verwehrt wird, und so ihren Entwicklungschancen zusätzlich eingeschränkt werden. Gute Krippen braucht das Land – darauf kommt es an, wenn schon die Allerkleinsten tagsüber Abschied von ihren Eltern nehmen müssen, um eine Entwicklungsaufgabe, die für viele zu früh kommt, erfolgreich in Angriff nehmen zu müssen: Selbstsicher und in einer vertrauensgebenden Umgebung selbständig und klug zu werden