Trauer Teil 3: Der Brief an den Himmel

Beitrag von Udo Baer

 

Rituale des Abschied-Nehmens erleichtern das Trauern und Loslassen für Kinder (und nicht nur für sie). Eine besondere Form sind Briefe, die an die Menschen und Lebewesen geschrieben oder gemalt werden, die den Kindern wichtig waren und sind. Einige Beispiele und Anregungen:

  • Nach 13 Jahren stirbt der Hund „Dorle“. Die Kinder sind traurig, ja untröstlich. Beide Geschwister malen für Dorle ein Bild und legen es mit in das Hundegrab.
  • Ines vermisst die Oma. Sie hat in einem Jugendbuch gelesen, dass in der jüdischen Tradition kleine Steine des Gedenkens Verstorbenen auf das Grab gelegt werden. Immer, wenn Ines an die Oma denkt und traurig wird, legt sie einen kleinen Stein aus dem Garten an die Lieblingsstelle der Oma, dort wo sie gern gesessen hat. Es entsteht eine kleine Steinpyramide.
  • Der Vater von Klaus ist weg. Auf Nimmerwiedersehen. Klaus weiß nicht, wo der Vater ist. Doch Klaus schreibt ihm Briefe. Dass er wütend ist und dass er ihn vermisst. Die Briefe schickt er nicht ab, er weiß ja nicht, wohin. Doch es tut ihm gut, zu schreiben.
  • Eine Lehrerin ist gestorben. Die Klasse schreibt gemeinsam einen Brief an die Lehrerin. Die Kinder verbrennen den Brief. Sie wünschen sich, dass der Rauch die Lehrerin erreicht. Ein Brief an den Himmel.
  • Ein 10jähriger Junge ist mit der Familie aus Syrien geflohen. Er hat Heimweh. Sein Vater schenkt ihm einen Stein, einen „Syrien-Stein“, einen „Heimat-Stein“. Der Junge bemalt ihn und bewahrt ihn neben seinem Bett auf.

Wenn Kinder von Menschen verlassen werden, bleibt oft noch Unerledigtes und Ungesagtes. Dafür einen Ausdruck zu finden, hilft.

Udo Baer

Dr. phil. (Gesundheitswissenschaften), Diplom-Pädagoge, Kreativer Leibtherapeut AKL, Mitbegründer und Wissenschaftlicher Berater der Zukunftswerkstatt therapie kreativ, Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für soziale Innovationen (ISI) sowie des Instituts für Gerontopsychiatrie (IGP), Vorsitzender der Stiftung Würde, Mitinhaber des Pädagogischen Instituts Berlin (PIB), Autor

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