Rettungsspiele, Rettungsmalen, Rettungswissen

Kinder sind weise. Sie zeigen uns ihre Not und wie sie versuchen, sich zu retten. Drei Beispiele:

  • Ein Kind möchte immer wieder „verstecken“ spielen. Ich soll sie suchen. Ob ich ihr Versteck entdecke, ist nicht so wichtig. Es gibt mir sogar Tipps, wo ich suchen soll. Wichtig ist dem Kind, dass ich es suche. Es wurde oft übersehen. Seine Rettung: Es soll gesehen werden, Erwachsene sollen nach ihm suchen.
  • Ein Junge ist aus Syrien geflohen und lebt nun in Deutschland. Er malt die Stationen seiner Flucht, ganz genau, sehr detailliert: Züge, Bahnhöfe, Verkehrszeichen, Kontroll-Stationen, Verstecke, Wälder, durch die seine Familie gelaufen ist, usw. Er ist voll von Bildern und Eindrücken der Flucht. Er zeigt uns, dass seine Rettung darin bestehen kann, diese Eindrücke auszudrücken, sie zu teilen.
  • Ein achtjähriges Mädchen verfügt über unglaublich viel Wissen. Es kann die Bundesstaaten der USA aufsagen und geografisch zuordnen, kennt zahlreiche Namen von Pflanzen und Tieren. Ein zehnjähriger Junge hat die Stadtbibliothek entdeckt und verschlingt jede Woche zwei bis vier Bücher. Über alles mögliche. Beide haben die Erfahrung gemacht, dass sie bei anderen Menschen oft ins Leere gegangen sind. Sie haben kaum Beziehungskompetenz. Was sie in sozialen Begegnungen nicht erfahren, nicht lernen konnten, versuchen sie, sich über Buchwissen anzueignen. Ein Rettungsversuch.

Insbesondere wenn Kinder ein bestimmtes Verhalten häufig wiederholen, fast zwanghaft, ist dies häufig ein Zeichen für Rettungsversuche.

Udo Baer

Dr. phil. (Gesundheitswissenschaften), Diplom-Pädagoge, Kreativer Leibtherapeut AKL, Mitbegründer und Wissenschaftlicher Berater der Zukunftswerkstatt therapie kreativ, Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für soziale Innovationen (ISI) sowie des Instituts für Gerontopsychiatrie (IGP), Vorsitzender der Stiftung Würde, Mitinhaber des Pädagogischen Instituts Berlin (PIB), Autor

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