Ein Lob des Andersseins

Damit Kinder ein wohlwollendes und würdigendes Gegenüber erfahren können, brauchen sie die Erfahrung, dass Anderssein akzeptiert wird und möglich ist. Viele Kinder sind in Familien groß geworden, in denen Anderssein keine Existenzberechtigung hatte.

Ist die Mutter traurig, müssen die Kinder traurig sein. Ist der Vater angetrunken und „lustig“, müssen sich die Kinder dem anpassen. Das Recht, andere Gefühle und andere Gedanken zu haben und sich anders zu verhalten als erwachsene Autoritäten, ist nicht selbstverständlich. Es muss deswegen in Kindergarten und Schule immer wieder thematisiert werden.

Das beginnt damit, dass die Erzieher/innen und Lehrer/innen andere Meinungen akzeptieren: „Ich sehe das anders, aber du kannst deine Sichtweise behalten“. Dass Menschen unterschiedlich sind und andere Religionen, andere Verhaltensweisen, andere Gefühle leben, ist ein Bestandteil mitmenschlichen Miteinanders. Dies zu akzeptieren, ist ein wesentlicher Beitrag gegen Rassismus und Erniedrigung. Entscheidend ist, dass Lehrende und Erziehende dies vorleben.

Udo Baer

Dr. phil. (Gesundheitswissenschaften), Diplom-Pädagoge, Kreativer Leibtherapeut AKL, Mitbegründer und Wissenschaftlicher Berater der Zukunftswerkstatt therapie kreativ, Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für soziale Innovationen (ISI) sowie des Instituts für Gerontopsychiatrie (IGP), Vorsitzender der Stiftung Würde, Mitinhaber des Pädagogischen Instituts Berlin (PIB), Autor

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Karin Jasmin Batliner

    Philosophieren mit Kindern

    Ich plane jede Woche in der Schule eine Lektion philosophieren mit Kindern zwischen 6-9 Jahren. Dabei geht es um Themen wie : was ist Glück? was ist Wut? wer bin ich?..
    Erste Priorität hat dabei der Leitsatz: Es gibt kein gut oder schlecht,richtig oder falsch. Keine Bewertung ist nötig. Anfangs wurde gewertet,mit ja ,aber argumentiert… heute sind die meisten Kinder in der Lage, alles als Möglichkeit anzunehmen, sie reflektieren, spüren, träumen und schaffen selber Freiräume, um sich und andere wahrzunehmen. Für mich ist das eine sinnstiftende Art mit Andersartigkeit in der Schule umzugehen und dies auch zu lernen.

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