Gesundheit Teil 1: Mein Kind ist krank – was habe ich falsch gemacht?

 

 

 

Ein Beitrag von Dr. Udo Baer

Oft stellen sich Eltern diese Frage. Als Antwort entstehen ganz schnell Schuldgefühle: „Ich habe nicht genug aufgepasst, sonst hätte ich verhindern können, dass meine Tochter gefallen ist …“„Ich hätte das Kind anders ernähren sollen, dann wäre die Neurodermitis nicht ausgebrochen …“ „Wir waren bei einem Arzt, der das Kind nicht richtig behandelt hat. Das hätten wir doch vorher merken müssen …“

Immer wieder treten Schuldgefühle auf, wenn Kinder krank werden. Die Eltern sorgen sich nicht nur um die Genesung der Kinder, sondern machen sich auch selbst Vorwürfe, dass sie die Krankheit nicht richtig behandelt haben oder aber im Vorfeld die Erkrankung des Kindes nicht verhindert haben.

Wir sagen dazu: Sie können Krankheiten Ihrer Kinder nicht verhindern! Selbstverständlich ist man im Nachhinein schlauer, was man hätte anders machen können. Doch es passieren Unfälle, Kinder stecken sich an, Krankheiten brechen aus. All das können wir vielleicht in geringem Maße beeinflussen durch gute Gesundheitsprophylaxe. Doch wir können Erkrankungen von Kindern nicht grundsätzlich verhindern. Das ist wichtig.

Selbstverständlich können Sie schuldig sein, wenn Sie zum Beispiel ein Kind so misshandeln, dass es krank wird. Doch dann würden Sie diesen Text nicht lesen. Deswegen gehen wir davon aus, dass, wenn Sie unter Schuldgefühlen leiden, wir Ihnen sagen müssen: Es gibt sehr viele Schuldgefühle ohne Schuld. Lassen Sie die Schuldgefühle. Nehmen Sie diese Energie, die sich in Schuldgefühlen austobt, lieber dazu, für sich und Ihr Kind oder Ihre Kinder ein gutes Leben zu gestalten.

UND es ist gut, auf die psychosozialen Zusammenhänge von Krankheiten zu schauen. Manche Lebensbedingungen, mancher Kummer, kann Krankheiten fördern (wenn auch nie in dem platten Ursache/Wirkung-Zusammenhang, den manche Ideologen verkünden). Wenn Krankheiten ausbrechen, vor allem wenn sich chronische Erkrankungen entwickeln, dann hat dies Auswirkungen auf die psychosozialen Zusammenhänge in der Familie, im Kindergarten und in der Schule. Auch Erkrankungen der Eltern können Auswirkungen auf das Leben und Befinden der Kinder haben und dergleichen mehr.

Wir empfehlen deshalb, beiseite zu treten von den Schuldgefühlen, aber die Zusammenhänge, die Krankheiten beeinflussen und die durch Krankheiten hervorgerufen werden, zu beleuchten. Darin kann eine Vorsorge gegen neue Erkrankungen bestehen. Vor allem können damit Krankheiten besser begleitet und leichter überwunden werden.

Wir werden deshalb in diesem Blog „Kinder und Würde“ eine neue Rubrik einrichten, die wir mit der knappen Überschrift „Gesundheit“ überschreiben. Wir werden in unregelmäßigen Abständen versuchen, Zusammenhänge zwischen Kindern, Familie und Gesundung zu erläutern. Damit wenden wir uns an Eltern und an andere Erziehende, die sich um Kinder Sorgen machen und sich um sie kümmern wollen.

Udo Baer

Dr. phil. (Gesundheitswissenschaften), Diplom-Pädagoge, Kreativer Leibtherapeut AKL, Mitbegründer und Wissenschaftlicher Berater der Zukunftswerkstatt therapie kreativ, Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für soziale Innovationen (ISI) sowie des Instituts für Gerontopsychiatrie (IGP), Vorsitzender der Stiftung Würde, Mitinhaber des Pädagogischen Instituts Berlin (PIB), Autor

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