Negative Erfahrungen mit dem Fühlen
Manche Kinder, viel zu viele Kinder, haben auch in den ersten drei Lebensjahren negative Erfahrungen mit den Begegnungen des Fühlens machen müssen. Sehr häufig gingen Krippenkinder im Elternhaus oder in anderen familiären Begegnungen mit ihren entsprechenden Impulsen ins Leere. Wenn sie auf die Tischplatte greifen und hören: „Lass das, ich hab doch grad geputzt, das wird dreckig!“, dann schadet das. Kinder lernen das Krabbeln, das Gehen, die Aufrichtung über die Neugier auf etwas oder jemanden, das oder den sie ergreifen möchten. Wenn sie dabei hinfallen und wenn sie dann das selbstverständliche Vertrauen und Zutrauen der Erwachsenen spüren, wieder aufzustehen, dann hat das Bedeutung für ihr Selbstvertrauen und ihr Vertrauen in die Welt. Spüren sie das grundsätzlich nicht, so bedeutet das zumindest eine Selbstverunsicherung, die nachhaltige Folgen für ihr Erleben und Leben haben kann. Noch tiefere Folgen kann es haben, wenn Kinder nach jemandem greifen und da ist niemand. Wenn Blicke nicht erwidert und wenn Töne überhört werden, wenn die ausgestreckten Arme niemanden finden, dann kann die Überzeugung im Kind entstehen, dass es nicht wert ist, gesehen, gehört, berührt zu werden. Manche Kinder reagieren darauf mit verstummendem Rückzug oder Aggressivität. Umso wichtiger ist es für diese und alle Kinder, dass sich solche Erfahrungen in der Krippe nicht wiederholen. Selbstverständlich kann nicht immer und sofort auf alle Impulse und Bedürfnisse der Kinder reagiert werden. Kinder vertragen es, mal frustriert zu werden, auch wenn sie sich dagegen empören. Hier geht es um Erfahrungen, ins Leere zu gehen, die andauern und sich wiederholen. Ähnlich negative Wirkungen hat es, wenn Kinder nicht die Wahlmöglichkeiten haben, bei fühlenden Berührungen ihr „Ja“oder „Nein“ zu zeigen oder das nicht respektiert wird. Krippenkinder berühren gern und lassen sich gern berühren. Doch nicht alle und nicht immer. Wer Kinder dieses Alters begleitet, merkt, ob ein Kind gerade gern gedrückt oder gekitzelt werden möchte oder nicht. Darüber hinwegzugehen, ist bestenfalls gedankenlos, schlimmstenfalls gewalttätig und emotional verletzend. Jedes Anzeichen von „Stopp“ gilt es zu respektieren. Damit werden die Kinder gewürdigt und ihr Selbstwertgefühl gestärkt.