Gedanken zur Diversität

 

 

von Dr. Udo Baer

Teil 1: Gemeinsamkeiten würdigen

Diversität ist zunächst einmal eine Beschreibung, dass es unterschiedliche Gruppen von Menschen gibt. Anfangs wurde darunter die „sichtbare Diversität“ verstanden, also Unterscheidungen vor allem nach Aussehen und Hautfarbe. Dann wurde das Spektrum der Diversität erweitert auf weitere Unterscheidungen, zum Beispiel nach sexueller Orientierung, Religionszugehörigkeit und anderem mehr.

Diversität kann sich auch auf das Lebensalter beziehen. Zum Beispiel, dass es zwischen Kindern und Jugendlichen Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt. Beides ist wichtig. Die Gemeinsamkeiten betreffen zum Beispiel, dass jedes Kind ein Recht darauf hat, gewürdigt zu werden, dass jede*r Erwachsene parteilich für die Kinder und Jugendlichen gegen die Monster der Entwürdigung und andere Verletzungen eintreten sollte. Wir würdigen die Kinder und Jugendlichen nicht, um bestimmte Ziele zu erreichen. Wir würdigen die Kinder und Jugendlichen nicht, weil sie brav sind oder gute Schulnoten nach Hause bringen oder einer Religion oder sozialen Klasse angehören, sondern weil sie Menschen sind. Aus der bloßen Tatsache, dass Kinder und Jugendliche als Menschen existieren, ergeben sich ihre Menschenrechte und die Notwendigkeit, sie zu würdigen. Das ist eine große Errungenschaft der bürgerlichen Revolutionen und der Aufklärung. Diese Errungenschaften sind auch heute ständig gefährdet. Es bedarf eines immer wieder einsetzenden Kampfes für sie.

Teil 2: Unterschiede würdigen

Im Diversitätsverständnis gibt es aber auch Unterschiede, die oft als Diversitätsdimensionen bezeichnet werden und gewürdigt werden müssen. Dazu zählen.

  • Geschlechtlichkeit
  • Alter
  • Hautfarbe
  • Ethnizität/Nationalität
  • Beeinträchtigungen/Behinderungen.
  • Sexuelle Orientierung
  • Religion und Weltanschauung.[1]

Ein Kind zum Beispiel „tickt anders“ als eine Jugendliche oder ein Jugendlicher. Kinder und Jugendliche unterscheiden sich. Aber trotz aller Unterschiede gilt es, beiden mit Respekt und Würde zu begegnen. Wenn ein Kind aus einer syrischen Flüchtlingsfamilie kommt, muss ich mich darum bemühen, seine kulturelle Unterschiedlichkeit zu respektieren UND gleichzeitig sein universelles Menschenrecht zu würdigen und gegen jede Entwürdigung aufzutreten. Ich muss auch die Unterschiede zwischen meinem kulturell geprägten Denken, Fühlen und Handeln und dem des Kindes wahrzunehmen und zu akzeptieren versuchen, was jedoch keine Akzeptanz von Entwürdigung einschließt.

In unserer grundlegenden Haltung erweitern wir den Begriff der Diversität noch über das soziologische Verständnis hinaus. Jedes Erleben ist subjektiv und jedes Kind und jede*r Jugendliche ist einzigartig. Diese Einzigartigkeit anzuerkennen und in den pädagogischen und therapeutischen Begegnungen zu respektieren, erweitert die Anerkennung von Vielfalt über die sozialen, ethnischen, religiösen usw. Gruppen hinaus auf die Individuen. 

[1] s.a. Abdul-Hussain, Surur-Baig, Samira (Herausgeber) 2009: Diversity in Supervision, Coaching und Beratung. Wien

 

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Udo Baer

Dr. phil. (Gesundheitswissenschaften), Diplom-Pädagoge, Kreativer Leibtherapeut AKL, Mitbegründer und Wissenschaftlicher Berater der Zukunftswerkstatt therapie kreativ, Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für soziale Innovationen (ISI) sowie des Instituts für Gerontopsychiatrie (IGP), Vorsitzender der Stiftung Würde, Mitinhaber des Pädagogischen Instituts Berlin (PIB), Autor

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