Elternarbeit in Schule und Kindergarten: Elterngespräche, Teil 3 und 4

Beitrag von Dr. Udo Baer

 

In der Elternarbeit treten in Schule und Kindergarten öfters Probleme auf und es entstehen Fragen. Wir werden in den folgenden Beiträgen versuchen, einige dieser Fragen zu beantworten und praktische Hinweise zu geben. Die Beiträge erscheinen in unregelmäßiger Reihenfolge in diesem Blog.

 

  1. Verantwortung

 

Wenn Sie als Lehrer/in bzw. Erzieher/in mit den Eltern ein Gespräch über das Kind führen oder wenn Sie zu dritt, wenn das Kind dabei ist, über die Entwicklung in Kindergarten und Schule reden, dann haben Sie als Fachkraft die Hauptverantwortung für den Verlauf des Gespräches. Sie sollten den Einstieg bestimmen und Sie sollten die Verantwortung dafür übernehmen, den Eltern (und dem Kind) Rückmeldungen zu ihren Kindern zu geben.

Es ist richtig, bei einem Gespräch in Anwesenheit des Kindes nicht über den Kopf des Kindes hinweg zu reden, sondern auch das Kind gezielt anzusprechen, um die Einschätzung der eigenen Entwicklung oder seiner Haltung zu den angesprochenen Themen zu erfragen. Doch ein Gespräch mit dem Kind können Sie jederzeit führen, auch ohne die Eltern. Bei einem Elterngespräch kommen die Eltern zu Ihnen, weil sie  Ihre Einschätzung haben wollen. Sie wollen von Ihnen wissen, wie Sie das Kind und seine Entwicklung sehen. Darauf wollen die Eltern Antworten haben. Diese zu geben, dafür tragen Sie als Fachkraft die Verantwortung.

 

  1. Vorbereitung

Auch wenn Sie ein Elterngespräch nicht planen können, so ist es doch sinnvoll, sich vorzubereiten, zumindest in gewisserHinsicht. Drei Elemente der Vorbereitung sind zu empfehlen.

Erstens ist es wichtig, sich die Informationen über das Kind, um das es geht, zu notieren. Es reicht im Gespräch nicht aus, beispielsweise in der Schule zu sagen: „Ihr Kind kommt zu oft zu spät.“ Notieren Sie sich, an welchen Tagen das Kind zum Beispiel in den letzten zwei Monaten zu spät zum Unterricht gekommen ist. Das sind konkrete Fakten, die Sie zusammentragen können, wo dann auch die Eltern und Sie gemeinsam eine Bewertung suchen können. Oder wenn es im Kindergarten Probleme mit aggressiven Ausbrüchen eines Kindes geht, dann beschreiben Sie exemplarisch zwei oder drei dieser Ausbrüche. Notieren Sie dies, dann haben Sie konkrete Fakten, auf die Sie sich beziehen und mit den Eltern beraten können.

Zweitens ist es wichtig, dass Sie sich über Ihre Absichten vorab klar werden. Vielleicht wollen Sie den Eltern nur die eine oder andere Information geben. Vielleicht wollen Sie aber ein bestimmtes Problem angehen, bei dem Sie die Unterstützung der Eltern brauchen. Vielleicht haben Sie andere Wünsche. Überlegen Sie sich: Was wäre Ihr Minimalziel? Worauf wollen Sie hinaus? Sie können nicht planen, dass und wie Sie dieses Ziel erreichen, aber sich über die Absichten vorab klar zu werden, ist in der Regel sinnvoll.

Drittens sollten Sie sich vor dem Gespräch über Ihre Gefühle klar werden. In den meisten Gesprächen wird dies nicht notwendig sein, weil es Gespräche im freundschaftlich kollegialen Austausch sind. Doch mit manchen Eltern haben Sie sicherlich Vorerfahrungen. Diese Vorerfahrungen können Gefühle hervorrufen wie Sorge, Ängstlichkeit, Anspannung usw. Es geht nicht darum, diese Gefühle „wegzumachen“. Wir weisen nur darauf hin, dass Sie sich dieser Gefühle bewusst werden sollten. Daraus können Sie zum Beispiel die Konsequenz ziehen, dass Sie sich eine Kollegin als Unterstützung mit in das Elterngespräch nehmen, wenn Sie zum Beispiel aus Vorerfahrungen die Befürchtung ableiten, dass es in diesem Gespräch zu Konflikten und Beschuldigungen kommen könnte.

Udo Baer

Dr. phil. (Gesundheitswissenschaften), Diplom-Pädagoge, Kreativer Leibtherapeut AKL, Mitbegründer und Wissenschaftlicher Berater der Zukunftswerkstatt therapie kreativ, Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für soziale Innovationen (ISI) sowie des Instituts für Gerontopsychiatrie (IGP), Vorsitzender der Stiftung Würde, Mitinhaber des Pädagogischen Instituts Berlin (PIB), Autor

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