Was beunruhigt unruhige Kinder?

Beitrag von Dr. Udo Baer

Viele Kinder sind unruhig und es gibt zahlreiche Bestrebungen in Schulen, Kindergärten, Elternratgebern und anderem, dass und wie diese Kinder wieder zur Ruhe kommen sollen. Es wird gestritten, ob dies eher über weiche Methoden oder über Regeln und Strafen erfolgen soll. Die Kernfrage allerdings, die als erstes gestellt werden sollte, lautet: Was beunruhigt unruhige Kinder? Wir haben in unseren therapeutischen und pädagogischen Begleitungen von Kindern und Jugendlichen immer wieder die Erfahrung gemacht, dass diese Frage gestellt werden muss, und dass sie nicht immer, aber oft, zu den Quellen der Unruhe führen kann.

Kinder sind hochsensibel. Sie spüren zum Beispiel Spannungen zwischen Eltern, manchmal bevor diese offen ausgetragen werden. Sie sind vielleichtl traurig, dass eine Schulfreundin weggezogen ist, können diese Trauer aber nicht äußern oder in Worte fassen und sind deswegen beunruhigt. Oder sie erfahren laute oder stille Gewalt, schämen sich, dass ihre Familie nicht mehr vollständig ist, weil ein Elternteil weggezogen ist oder haben Angst um die Gesundheit der Oma, der Mutter, des Vaters. All das beunruhigt. Und diese Beunruhigung braucht Platz, braucht, dass die Kinder Gehör finden, dass sie gesehen werden, dass sie darüber reden können oder, wenn reden nicht möglich ist, malen, musizieren, kuscheln usw.. Sie als Erwachsene sollten, und diese Empfehlung gebe ich hiermit weiter, deswegen immer zunächst die Frage stellen, was beunruhigt unruhige Kinder, bevor Sie nach Lösungen oder anderen Maßnahmen suchen. Wenn wir der Quelle der Unruhe nachgehen, besteht die Chance, dieser Quelle entgegenzuwirken, so dass sich die Beunruhigung und dann auch die Unruhe verringern kann.

Udo Baer

Dr. phil. (Gesundheitswissenschaften), Diplom-Pädagoge, Kreativer Leibtherapeut AKL, Mitbegründer und Wissenschaftlicher Berater der Zukunftswerkstatt therapie kreativ, Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für soziale Innovationen (ISI) sowie des Instituts für Gerontopsychiatrie (IGP), Vorsitzender der Stiftung Würde, Mitinhaber des Pädagogischen Instituts Berlin (PIB), Autor

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