Gegen Druck hilft Drücken 3

Vielfältige Arten des Fühlens

Nutzen Sie alle Möglichkeiten, den Kindern Erfahrungen des Fühlens in seinen vielfältigen Qualitäten anzubieten. Dazu gehört, dass Sie sich selbst mit den unterschiedlichen Qualitäten des Drückens auseinandersetzen und sich Feinfühligkeit erlauben. Schenken Sie dem Unterschied Ihres Erlebens Aufmerksamkeit. Wenn Sie ein Kind trösten wollen werden Sie es mit einer anderen Kraft umarmen, als wenn Sie ein aufgebrachtes Kind beruhigen wollen, ohne in einen Machtkampf mit ihm zu gehen.

•• Ermöglichen Sie dem Kind Erfahrungen mit einem kraftvollen Drücken, in dem es sich ausprobieren kann, mit Ihnen als Gegenüber, das ernsthaft und wohlwollend ist. Initiieren Sie bewusst kleine Spielchen des gegenseitigen (!) Drückens von bestimmten Kindern untereinander, damit sie sich ausprobieren können, Hand gegen Hand, Hände gegen Hände und, je nach Alter, Finger gegen Finger, Schulter gegen Schulter… So kann das Kind schon ein wenig Erfahrung damit machen, sich als „Ich“ zu spüren angesichts des „Du“.

•• Ermöglichen Sie den Kindern Erfahrungen mit fühlenden Begegnungen, die zart und zärtlich sind. Über die Haut zu streichen und zu streicheln kann trösten, beruhigen, wohlige Empfindungen hervorrufen.

•• Dem Druck freundlich nachzugeben, wenn kleine Kinder Ihr Gesicht zu sich heranziehen, um Ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, kann sie beglücken.

•• Mit Krippenkindern zu patschen und zu klatschen macht allen Beteiligten Spaß, den man nicht nur spüren, sondern auch hören kann, wenn er sich im Tönen, mit Stimmen, Lachen und Gekreische ausdrückt.

•• Manche Kinder piksen gern mit den Fingern oder werden gern gepikst.

•• Zu kitzeln und gekitzelt zu werdenkann Lust und Freude hervorrufen. All diese Qualitäten und viele andere mehr können in den Begegnungen des Fühlens enthalten sein. Entscheidend ist, dass nicht nur die sensorischen und taktilen Qualitäten beachtet werden, sondern auch die Aspekte des Erlebens, vor allem des emotionalen Erlebens, gewürdigt werden. Das braucht eine bestimmte Haltung von uns Erwachsenen: offen zu sein für die eigenen Gefühle und Regungen, für die des Krippenkindes und für all das, was in der Beziehung schwingt

Udo Baer

Dr. phil. (Gesundheitswissenschaften), Diplom-Pädagoge, Kreativer Leibtherapeut AKL, Mitbegründer und Wissenschaftlicher Berater der Zukunftswerkstatt therapie kreativ, Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für soziale Innovationen (ISI) sowie des Instituts für Gerontopsychiatrie (IGP), Vorsitzender der Stiftung Würde, Mitinhaber des Pädagogischen Instituts Berlin (PIB), Autor

Schreiben Sie einen Kommentar