Auch Menschen in pädagogischen Berufen können, ja müssen helfen!
Ein Trauma ist eine Wunde, so die Übersetzung des griechischen Wortes „Trauma“. Wenn ein Mensch sich ein Bein bricht und ein körperliches Trauma erleidet, braucht er eine Schiene, einen Verband, Schmerzmittel, Schonung und viel Fürsorge. Wenn das Bein, wenn die Wunde so versorgt wird, kann sie heilen. Wenn nicht, wenn die verletzte Person allein bleibt, kann sie allenfalls vernarben und wird bei jeder Belastung wieder aufbrechen.
So ist es auch mit dem seelischen Trauma, z. B. bei sexueller Gewalt. In einer Studie wurden Frauen befragt, die als Kinder sexuelle Gewalt erfahren hatten. Alle fühlten sich in der „Zeit danach“ alleingelassen. Viele durften nicht davon erzählen, waren aber so verstört, dass die anderen das hätten merken müssen, es aber nicht taten. Andere erzählten und ihnen wurde nicht geglaubt. Manchen wurde geglaubt, aber sie erhielten keine Hilfe. Die seelische Wunde des Traumas blieb unversorgt. Sie konnte dadurch nicht heilen, sondern blieb offen, vernarbte allenfalls und brach immer wieder auf.
In der Studie wurde gefragt: „Was hätten Sie gebraucht?“ Die Antworten waren eindeutig: dass mich jemand sieht, dass mit jemand glaubt, dass ich gefragt werden, dass mir jemand sagt, dass ich nicht Schuld bin, dass ich getröstet werde … Es ging nicht um Anzeigen und rechtliche Schritt – allenfalls später. Auch therapeutische Hilfe stand erst später an. Es ging zu allererst und vorrangig darum, nicht allein zu bleiben und sich nicht allein zu fühlen.
Viele Mitarbeiter/innen in pädagogischen Arbeitsfeldern haben Angst, zu viel aufzuwühlen, wenn sie nach Erfahrungen traumatischer Gewalt fragen. Selbstverständlich darf es keinen Druck geben, etwas zu erzählen, wofür es (noch) keine Worte gibt, worüber nicht gesprochen werden kann. Doch entscheidend ist, dass die betroffenen Kinder und Jugendlichen nicht allein gelassen werden. Das kennen sie schon zur Genüge, das darf nicht auch noch in Kindergarten, Schule, Jugendhilfe usw. geschehen. Die betroffenen Kinder brauchen traumapädagogische Unterstützung. Das ist Hinschauen und Zuhören, Da-Sein, ohne zu fordern, Interesse, Wärme, Trost, Parteilichkeit … Traumapädagogik ist noch viel mehr, aber das ist die Basis, die Grundlage, das Gegenteil zum Alleinsein. Das ist der Anfang, damit die Wunde heilen kann.