Corona-Zeit: Folgen für Kinder – Erkennen und damit umgehen, Teil 3: Sprachlosigkeit

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 von Dr. Udo Baer

Die Corona-Pandemie und deren gesellschaftliche Auswirkungen haben Folgen für Kinder jeden Alters. Für manche sind sie stärker, für andere schwächer – je nach den Vorerfahrungen der Kinder und deren Lebensbedingungen. Es ist wichtig, von diesen möglichen Folgen zu wissen, um damit kindgerecht umgehen zu können. Denn die Kinder sprechen die Folgen oft nicht aus. Die Zahl der Kinder, die angeben, dass sie psychisch belastet sind, steigt seit dem Frühjahr enorm, laut der Copsy-Studie des Hamburger Universitätsklinikums, auf 71 Prozent.

Diese Thesen sollen erste Hinweise geben.

Viele Kinder und Jugendliche haben keine Worte für ihre Ängste, Sorgen und Sehnsüchte. Viele Erwachsene auch nicht. Es wird zwar viel über Corona geredet, in der Presse, im Fernsehen, im Internet. Doch zu den damit verbundenen Gefühlen herrscht oft Sprachlosigkeit. COVID 19 verunsichert. Darauf reagieren viele Menschen mit Solidarität, andere mit Aggressivität, wieder andere mit Rückzug, einschließlich Verstummen. Diese allgemeine Sprachlosigkeit fördert das Verstummen mancher Kinder und Jugendlicher.

Gegen Sprachlosigkeit hilft Sprechen. Nicht nur einmal, sondern immer wieder. Jugendliche fühlen sich oft bedrängt, wenn Erwachsene sie auffordern, Gefühle zu äußern. Da kann ein Türöffner sein, über eigene Gefühle, vor allem Unsicherheiten zu reden. Auch oft können Bilder, Klänge, Gesten erzählen, manchmal mehr als Worte.

 

Udo Baer

Dr. phil. (Gesundheitswissenschaften), Diplom-Pädagoge, Kreativer Leibtherapeut AKL, Mitbegründer und Wissenschaftlicher Berater der Zukunftswerkstatt therapie kreativ, Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für soziale Innovationen (ISI) sowie des Instituts für Gerontopsychiatrie (IGP), Vorsitzender der Stiftung Würde, Mitinhaber des Pädagogischen Instituts Berlin (PIB), Autor

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. sgfischer

    Gott sei Dank hat mir heute morgen eine wunderbare KiTa-Leitung, die bei Ihnen ausgebildet wurde – diesen Links geschickt.

    Herr Baer,
    Sie haben so, so recht. Ich arbeite als Coach und Supervisorin im Gesundheitswesen und habe Kontakt zu 14 KiTas und 11 OGSen und ich halte es fast nicht mehr aus, was ich hier erlebe. Denn die päd. Fachkräfte sind am Rande dessen, was ein Mensch leisten kann: Immer mehr verstörte Kinder. Eltern, die Kindern Corona nicht hilfreich erklären, selbst völlig verunsichert sind durch die unterschiedlichsten Berichterstattungen.
    Ich erlebe Misstrauen in einer Form, dass es kaum noch vorstellbar ist. Menschen verhalten sich gereizt, aggressiv. Die fortwährende innere Unterstellung: „Der/Die Andere könnte „es“ haben – und mich anstecken – und mir droht der schwerste Krankheitsverlauf.“ führt zu sonderbaren Verhaltensweisen. Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie dieses Thema so bearbeiten.

    Und noch was! Am Ende werden alle sich wieder darüber aufregen, dass die Kinder/Menschen dicker werden. Kohlenhydrate essen beruhigt. Nicht umsonst ist Muttermilch süß. Wer soll denn noch beruhigen, wenn so viele nur noch Angst- und Panikmachende Nachrichten verteilen.

    Ich danke Ihnen. Machen Sie weiter!
    Freundliche Grüße

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