Kein russisches Kind hat einen Krieg begonnen!

Eine Erzieherin erzählt, dass ein russisches Kind von anderen Kindern beschimpft wird, weil es für den Krieg sei.

Eine Lehrerin berichtet: „Ein Kind in meiner Klasse hat die russische Fahne gemalt, als wir alle eine Solidaritätsfahne mit den Ukraine-Farben malen wollten.“

Auch Kinder stammen aus Familien, die unterschiedliche Haltungen zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine vertreten. Viele der in Deutschland lebenden russischen Familien sind oppositionell eingestellt. Manche zeigen das offen. Manche trauen sich das nicht, weil sie beruflich von Firmen oder Regierungsstellen in Russland abhängig sind oder Verwandte in Russland haben, deren Verfolgung sie fürchten. Andere sind pro Putin eingestellt und vertreten mehr oder weniger begeistert den Krieg der russischen Regierung. Das zeigt sich auch bei den Kindern.

Meine Haltung, die ich einnehme und auch anderen vorschlage, ist:

  1. Kein Kind hat je einen Krieg begonnen. Kein russisches Kind, kein ukrainisches Kind, kein Kind. Kriege sind Sachen der Regierungen, die mehr oder weniger von Bevölkerungsteilen unterstützt werden, aber nicht Sache der Kinder. Deswegen dürfen auch keine russischen Kinder für den Krieg verantwortlich gemacht werden.
  2. Wir leben hier in einer Demokratie. Hier dürfen alle Menschen ihre unterschiedlichen Meinungen vertreten. Auch zu dem Krieg in der Ukraine. Es ist nicht in allen Ländern so – aber hier.
  3. Eine Grenze beim Vertreten dieser unterschiedlichen Meinungen besteht darin, ob Menschen entwürdigt werden oder nicht. Eine Entwürdigung besteht dann, wenn russisch-stämmige Kinder andere beschimpfen oder bedrohen. Eine Entwürdigung besteht aber auch darin, wenn russische Kinder von anderen beschimpft und für den Krieg und die Not verantwortlich gemacht werden. Dagegen gilt es, die Würde der Kinder, der Menschen hochzuhalten und einzuschreiten.

Udo Baer

Dr. phil. (Gesundheitswissenschaften), Diplom-Pädagoge, Kreativer Leibtherapeut AKL, Mitbegründer und Wissenschaftlicher Berater der Zukunftswerkstatt therapie kreativ, Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für soziale Innovationen (ISI) sowie des Instituts für Gerontopsychiatrie (IGP), Vorsitzender der Stiftung Würde, Mitinhaber des Pädagogischen Instituts Berlin (PIB), Autor

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