Was Kinder brauchen – Sieben Geschenke, mit denen Kinder eine sichere Bindung entwickeln können. Teil 2: Das erste Geschenk: Wir leben Gefühle

Beitrag von Udo Baer

Kinder brauchen Erwachsene, die ihre Gefühle leben und zeigen. Denn Gefühle haben den Sinn, Verbindungen zwischen den Menschen zu schaffen und sie auszudrücken. Was ist der Sinn der Gefühle? Er besteht darin, spontanes Verhalten zu beeinflussen. Wenn ich mich ärgere, möchte ich das Verhalten eines anderen Menschen oder mein eigenes verändern. Wenn ich Angst habe, ziehe ich mich vor anderen zurück. Wenn ich neugierig bin, wende ich mich anderen zu. Wenn ich mich schäme, versuche ich mich zu verbergen … Jedes Gefühl zeigt und beeinflusst gleichzeitig die Begegnung mit anderen Menschen. Deswegen ist es unmöglich, Begegnungsfähigkeiten mit anderen Menschen zu entwickeln und dabei die Gefühle und das Gefühlsleben auszusparen.

Es reicht nicht, über Gefühle zu reden. Es ist wichtig, dass wir Erwachsenen den Kindern unsere Gefühle zeigen und sie mit ihnen teilen. Mit Worten oder ohne Worte. Mit Berührungen oder ohne. Wichtig ist, dass Gefühle für Kinder spürbar sind und selbstverständlich auch, dass sie dafür Worte finden. Wenn wir Erwachsenen Kindern unsere Gefühle zeigen, eröffnen wir ihnen auf der einen Seite ein Spektrum von Begegnungsmöglichkeiten, die sich zu einer sicheren Bindung anhäufen können. Auf der anderen Seite sind wir Vorbild. Wir zeigen ihnen, dass und wie wir mit unseren Gefühlen anderen Menschen begegnen. Die Gefühle anderer Menschen zu kennen, schafft darüber hinaus Vertrauen. Wir wissen, woran wir sind, und unsere Kinder auch.

Das Symbol für dieses erste Geschenk ist eine Träne.

Udo Baer

Dr. phil. (Gesundheitswissenschaften), Diplom-Pädagoge, Kreativer Leibtherapeut AKL, Mitbegründer und Wissenschaftlicher Berater der Zukunftswerkstatt therapie kreativ, Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für soziale Innovationen (ISI) sowie des Instituts für Gerontopsychiatrie (IGP), Vorsitzender der Stiftung Würde, Mitinhaber des Pädagogischen Instituts Berlin (PIB), Autor

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