Trennung und Scheidung (Teil 4) Residenzmodell, Wechselmodell oder Nestmodell? Zur aktuellen Diskussion.

Beitrag von Claus Koch

siehe auch das Buch zum Thema:

CK

In letzter Zeit ist unter Experten und ebenso unter Eltern eine heftige Diskussion über das „richtige“ Betreuungsmodell für die Kinder nach der Trennung und Scheidung entstanden. Im juristischen Jargon geht es dabei um das „Aufenthaltsbestimmungsrecht“, mit anderen Worte darum, wo, wie lange und wann sich das Kind beim getrennten Partner aufhält. Zusätzlichen Zündstoff erhielt die Diskussion dadurch, dass sich der Bundesgerichtshof im Februar 2017 dafür aussprach, unter bestimmten Umständen dem „Wechselmodell“ gegenüber dem „Residenzmodell“ den Vorzug zu geben, mit anderen Worten, dass es unter bestimmten Bedingungen auch gegen den Willen des Expartners juristisch durchgesetzt werden kann. Insbesondere wurde dieses Urteil von den bislang beim Residenzmodell zu kurz gekommenen Vätern dankbar aufgegriffen.

Das bei uns mit Abstand bis heute meist praktizierte Modell, wo die Kinder nach der Trennung ihrer Eltern aufwachsen, ist das sogenannte (Einzel)-Residenzmodell. Das Kind bleibt bei einem seiner Eltern wohnen – in über 90% ist es die Mutter – und besucht einmal unter der Woche und jedes zweite Wochenende seinen Vater. Die Schulferien teilen sich die Eltern nach Absprache untereinander auf. Beim Wechselmodell, auch „Paritätisches Wechselmodell“ oder „Doppelresidenzmodell“ genannt, teilen sich die Eltern die Zeit, die sie mit ihrem Kind verbringen, denn es wohnt in der Regel eine Woche bei dem einen, die nächste Woche bei dem anderen. Das Kind wechselt also in regelmäßigem Abstand von einem zur anderen. Wenn dies problemlos klappt, entfallen auch die gegenseitigen Ansprüche auf Unterhaltskosten. Das dritte, zugegebenermaßen etwas exotischere Modell ist das sogenannte Nestmodell, bei dem das Kind in der elterlichen Wohnung wohnen bleibt und von beiden Eltern in festgelegten Zeitintervallen, also etwa abwechselnd für eine Woche, „besucht“ wird. Das Kind würde dadurch in seiner vertrauten Umgebung bleiben. Da es dazu dreier Wohnungen bedarf und dieses Modell mit erheblichen Kosten verbunden ist und darüber hinaus nur sehr selten praktiziert wird, werde ich im Folgenden nur auf die Vor- und Nachteile des Residenz- bzw. Wechselmodells eingehen.

Wissenschaftliche Studien

Wissenschaftliche Studien, die Vor- und Nachteile der jeweiligen Modelle im Vergleich getestet haben, insbesondere wie sie sich langfristig auf das Wohlbefinden der Kinder ausgewirkt haben, liegen derzeit nicht vor. Während bindungsorientierte Autoren immer noch eher für das Residenzmodell plädieren, weil es besonders jüngeren Kindern die enge Bindung zumindest an einen Elternteil garantieren würde und bei den ganz Kleinen für eine Art „sicheren Hafen“ oder „Basisstation“ sorgt, liegen in anderen Ländern wie Skandinavien bereits eine Vielzahl von Untersuchungen zum Wechselmodell mit durchaus positiven Ergebnissen vor. Allerdings warnen ihre Autoren immer auch vor zu eiligen Schlussfolgerungen, denn noch seien die untersuchten Stichproben zu klein, um daraus allgemeine Schlüsse ziehen zu können; zudem stelle sich die Frage, ob die Auswahl der beteiligten Eltern und Kinder, die sich über Zeitungsannoncen oder den Rundfunk freiwillig gemeldet haben, wirklich repräsentativ sei. Ebenso liegen, weil es das Wechselmodell noch nicht allzu lange gibt, natürlich auch noch keine Langzeitstudien vor.

Das Residenzmodell

Die Vorteile des Residenzmodells liegen zunächst auf der Hand. Gerade für jüngere Kinder bis etwa sieben oder acht Jahren ist ein „sicherer Hafen“, verbunden mit einer vertrauten Umgebung, besonders wichtig, um mit der Trennungssituation der Eltern gut klarzukommen – in den ersten der Lebensjahren sowieso. Eine solche „Basisstation“, wie sie mit dem Verbleib in der Wohnung, meistens zusammen mit der der Mutter und den Geschwistern, weiterhin besteht, kann Sicherheit und Geborgenheit verschaffen und Existenzängste mindern. Auch das soziale Umfeld, Kindergarten und Schule, bleibt erhalten und ebenso die gewohnte Nachbarschaft, der Gang zum Bäcker, der Spielplatz nebenan und vor allem die Spielkameraden. Gerade in der Trennungssituation stellt die vertraute Umgebung eine wichtig Stütze dar, um gut darüber hinwegzukommen.

Der Nachteil dieses Modells besteht zweifellos für die Väter, die ihre Kinder, abgesehen davon, dass sie in diesem Fall und im Gegensatz zum Wechselmodell unterhaltspflichtig sind, nur selten oder gar nicht in ihrer Alltagssituation erleben. Häufig werden sie zu „Wochenendvätern“ und erleben ihre Kinder eher in einer Ausnahmesituation, oft verbunden mit irgendwelchen Freizeitangeboten. Wenn Mütter diese Besuche trotz des gemeinsamen Sorgerechts zusätzlich hintertreiben führt das manchmal dazu, dass Väter aufgeben und ihre Kinder völlig aus dem Blick verlieren. Auch liegt das Erziehungsmonopol, ob gewollt oder nicht, bei den Müttern, weil die Väter kaum Einblick in die Alltagssituation ihrer Kinder bekommen, von der sie ihm aus Loyalitätsgründen oft auch nur wenig erzählen.

Das Wechselmodell

In den letzten Jahren hat sich das Väterbild in unserer Gesellschaft gründlich verändert. Wie neueste Umfragen bestätigen, nehmen Väter mittlerweile von Geburt an wesentlich intensiver am Aufwachsen ihrer Kinder teil, und der Anteil derer, die eine enge und liebevolle Beziehung mit ihren Kindern ausleben, hat im Vergleich zu früheren Zeiten enorm zugenommen. Schließlich sieht man mittlerweile überall Väter, die allein mit ihren Kleinkindern im Alltag unterwegs sind, die  Zärtlichkeiten mit ihnen austauschen und kein Problem damit haben, auch „mütterliche“ Gefühle zu zeigen – alles vor Jahrzehnten noch undenkbar. Durch die Berufstätigkeit der meisten Frauen kommt hinzu, dass sich Frauen und Männer zunehmend nicht nur die Hausarbeit teilen (zumindest etwas mehr wie früher …), sondern auch die Erziehung ihrer Kinder. Und da Väter gerade für ihre kleinen Kinder heute viel mehr gegenwärtig sind als früher, sind sie auch viel enger mit ihnen verbunden als zu einer Zeit, als väterliche Distanz das Verhältnis zu Kindern bestimmte. Insofern hat sich ihre Reaktion auf eine Trennung oder Scheidung verändert. Viele von ihnen nehmen es nicht mehr hin, dass die Kinder nach der Trennung automatisch und ausschließlich bei der Mutter wohnen. Und genau hier kommt nicht von ungefähr das Wechselmodell ins Spiel. Weil sich die Rolle der Väter verändert hätte, müsse man sie im Falle einer Trennung oder Scheidung gleichberechtigt berücksichtigen und ihnen dasselbe Recht wie den Müttern zumessen, mit ihren Kindern zusammen zu sein, also eine Woche bei der Mutter, eine Woche beim Vater.

In den skandinavischen Ländern wird das Wechselmodell bereits von einer Mehrheit der Eltern praktiziert, zumindest, wenn die Kinder in die Schule kommen. Was auch damit zu tun hat, dass sich dort die Vaterrolle schon früher als bei uns verändert hat und die Möglichkeiten für Väter, sich um ihre Kinder zu kümmern, am Arbeitsplatz weit mehr Berücksichtigung finden als bei uns. Beim Wechselmodell liegen einige Vorteile auf der Hand. Die Kinder erleben mit ihren beiden Eltern nicht nur die Wochenenden und Ferien, sondern auch den Alltag. Sie verbringen gleich viel Zeit mit ihnen, was ihre Beziehung zu beiden festigt. Und wird das Wechselmodell konsequent befolgt, fällt der Streit ums Geld, also um Unterhaltszahlungen, weg. Was sich in der Theorie so schlüssig anhört, fällt im Trennungs- und Beziehungsalltag jedoch viel schwerer. Denn das Wechselmodell gelingt eigentlich nur dann, wenn sich beide Eltern nach der Trennung so gut verstehen, dass die Kommunikation untereinander, da mit ihm ein hoher organisatorischer Aufwand verknüpft ist, reibungslos verläuft. Das Wechselmodell setzt ja nicht nur viele gemeinsame Absprachen voraus, sondern auch ein gutes Einvernehmen hinsichtlich der Erziehungsziele. Auch erfordert es Flexibilität, also den guten Willen des anderen, einzuspringen, wenn berufliche Verpflichtungen oder Krankheiten der Kinder den vorab vereinbarten Terminplan durcheinanderbringen. Hinzukommen zusätzliche finanzielle Aufwendungen, denn schließlich brauchen die Kinder jeweils zwei für sie mehr oder weniger komplett ausgestattete Wohnungen mit Kinderzimmern und allem, was dazugehört. Auch sollten die Wohnungen so dicht beieinanderliegen, dass die Kinder ihre gewohnte Umgebung – Kindergarten, Schule, Nachbarn usw. – beibehalten können. Studien in Schweden haben gezeigt, dass auch für jüngere Kinder das „Wechselmodell“ geeigneter ist, eine stabile Beziehung zu beiden Eltern zu bewahren als das Residenzmodell. Allerdings unter der Voraussetzung, dass die getrennten Eltern weiterhin gut miteinander umgehen können und dem Kind dadurch keine zusätzliche Belastung aufbürden, wenn es sich regelmäßig für längere Zeit bei dem einen oder bei der anderen aufhält.

Ganz unabhängig vom Betreuungsmodell aber sollte den Vätern heutzutage mehr Zeit zusammen mit ihren Kindern auch im Alltag zugestanden werden und insofern wäre ein Kompromiss zwischen Residenz- und Wechselmodell (zum Beispiel mit jeweils um Freitag und Montag verlängerten Wochenenden) vielleicht am geeignetsten, den Bedürfnissen sowohl der Eltern wie auch der Kinder entgegenzukommen. Entscheidend aber bleibt in jedem Fall, dass die Eltern willens und in der Lage sind, zum Wohle ihrer Kinder an einem Strang zu ziehen, denn dies ist die grundlegende Voraussetzung überhaupt, ihnen über die Trennung positiv hinwegzuhelfen, egal, welches Modell von ihnen gewählt wird.

 

Claus Koch

Dr. phil. (Psychologie), Diplompsychologe. Bis Juli 2015 Verlagsleiter für den Bereich Sachbuch und Elternratgeber beim Beltz Verlag in Weinheim. 2015 gründete er zusammen Udo Baer das „Pädagogische Institut Berlin“ (PIB). Jahrelange wissenschaftliche Tätigkeit mit dem Schwerpunkt Entwicklungspsychologie des Kindes und Jugendlichen unter psychoanalytischen und bindungstheoretischen Gesichtspunkten, u.a. mit einem Lehrauftrag an der Universität Bielefeld. Publizist und Autor. Zahlreiche Vorträge, Buchveröffentlichungen und Artikel in Fachzeitschriften. Vorstandsmitglied des „Archiv der Zukunft“ (AdZ).

Dieser Beitrag hat 8 Kommentare

  1. Steffen Magin

    Sehr geehrter Herr Koch,
    ich habe mit Interesse Ihren Beitrag gelesen. Entschuldigen Sie bitte, wenn ich sehr direkt bin, aber Ihre Ausführungen unter „Wissenschaftliche Studien“ sind schlicht nicht haltbar, da unzutreffend. Schauen Sie sich doch bitte die Informationen („Entwicklung der wissenschaftlichen Debatte“) unter dem folgenden Link an: https://doppelresidenz.org/Fachinformation
    Der Konsensusbericht von Prof. Warshak wurde in Zusammenarbeit mit 110 (!) Wissenschaftlern erstellt, die Stichprobengrößen der Studien gehen teilweise bis 200.000 (!) Kinder.
    Dr. Renate Winter (17.6.2014, http://www.vaterlos.eu/kinder-mit-wechselmodell-zufrieden/) bringt es meiner Meinung nach treffend auf den Punkt: „Ich finde es erstaunlich, daß international längst gemacht Erfahrungen anscheinend in Deutschland unbekannt sind. Wäre es in Bereichen wie Technik und Medizin ebenso, müßten wir in Deutschland noch mit der Postkutsche fahren und an der Pest sterben, denn die zugrundeliegenden Erkenntnisse wurden in England bzw. den USA gemacht.“
    Beachtlich auch, wie beharrlich der Bundesgerichtshof (01.02.2017 – XII 601/15), Oberlandesgerichte (z.B. Yvonne Gottschalk/Stefan Heilmann, Anordnung eines paritätischen Wechselmodells gegen den Willen eines Elternteils? ZKJ, 2017) und untergeordnete Gerichte die Ergebnisse internationaler sozialwissenschaftlicher Forschung schlicht ignorieren. Als Argument wird von der Justiz stereotyp immer wieder gefordert, dass für ein Wechselmodell (oder eine Annäherung) ein hohes Maß Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit notwendig sei – wissenschaftlich widerlegt durch den Beitrag von Prof. Nielsen. Frau Nielsen wertete dafür 40 (!) internationale Studien aus.

  2. Joachim Kleen

    Wir starten das Nestmodell!
    Lieber Claus Koch,
    vorweg möchte ich anmerken, dass ich seit 11 Jahren in einer Familienberatungsstelle Eltern nach Trennung und Scheidung berate und somit nach meiner aktuellen Trennung das Nestmodell favorisiere. Es ist für uns Eltern, für den Moment, die beste Lösung weil:
    1.) die Kostengünstigste (Meine Heimatstadt gehört zu den teuersten Städten NW-Deutschlands. Ich werde mit einem befreundeten Mann eine WG gründen (Miete 350,00.-), die Mutter hat eine kleine Wohnung gefunden (250,00.-). Eine angemessene 4 Zimmer Wohnung für ein Wechselmodell ist in meiner Stadt nicht unter 900.- WM zu bekommen. Grober Preisvorteil 300,00.-,
    2,) sind die Kinder nicht gezwungen zu erleben, dass ein Elternteil alleine auszieht, bzw. das Elternhaus umgehend verkauft wird,
    3.) bleiben zentrale Bezugspunkte und -personen erhalten (enge nachbarschaftliche Bindungen zu Kindern und Erwachsenen,
    4.) die Kinder werden nicht zu Nomaden.
    Inwieweit dieses Modell von Dauer sein wird, wird sich zeigen.
    Entscheidende Voraussetzung für uns Eltern ist es, die eigene emotionale Situation gut in den Griff zu bekommen, was alles andere als einfach ist, jedoch von dem höheren Ziel einer guten Entwicklung unserer Kinder getragen wird. Wenn Sie möchten, nehmen Sie gerne Kontakt zu mir auf und ich werde berichten, wie es unserer Familie mit diesem Modell geht. Vielleicht gelingt uns dieses „exotische“ Modell und kann andere Eltern Anregungen geben. Viele Grüße

    1. Katrin Müller

      Guten Tag Herr Kleen,
      darf ich fragen, wie es ein Jhr später aussieht? Wie läuft es mit dem Nestmodell? Wie alt sind die Kinder/das Kind?
      VG, Katrin Müller

  3. Katrin Stehle

    Sehr geehrter Herr Koch, sehr geehrter Herr Magin,
    ich möchte erst mal auf die internationale Forschung eingehen, die besagt, dass es Kindern dann am besten geht, wenn es keine oder wenig Konfliktpotential zwischen den Eltern gibt. Am wenigsten entspricht diesem Ergebnis meiner Meinung nach ein Wechselmodell als Zwang oder gegen den Willen eines Elternteils. Nicht zu vernachlässigt werden darf meiner Meinung nach, dass es um die Kinder geht und womit es ihnen jeweils – und völlig individuell betrachtet – am besten geht. Das ist nicht für alle Kinder gleich und nicht in allen Situationen. Da wir hier in Deutschland sehr überwiegend den Fall haben, dass die Mutter in Elternzeit geht und auch im folgenden oft höchstens Teilzeit arbeitet und die Familienarbeit meist schultert (und damit auch in Kauf nimmt, was das für ihre folgende berufliche Entwicklung bedeutet) ist ein Wechselmodell schlicht an der Realität der meisten vorbei gedacht. Es ist absurd dass manche Väter, die ihre Kinder evtl. eine Stunde vor deren Bettgezeit gesehen haben und dann eigentlich nicht Zeit mit ihnen verbringen sondern sich entspannen wollten mehr sein wollen als Wochenendväter (da sie dies auch faktisch vor der Trennung bereits waren). Ich kenne das Wechselmodell in zwei solcher Fälle – hier betreut der Hort und vor allem die Großeltern in der Vaterwoche. Beide Väter sagten aus, dass sie nicht einsehen würden Unterhalt für ihre Kinder zahlen zu müssen, da ihre Ex sie betrogen hat bzw. gegen den Nachfolger „ausgetauscht“. Manchmal merkt der eine oder andere aber vermutlich auch erst bei der Trennung, dass seine Kinder an ihm vorbei aufwachsen und er recht wenig davon mitbekommt.
    Ich bin dafür, dass sehr gründlich untersucht wird, warum sich jemand ein Wechselmodell wünscht (ist ja praktisch für die Eltern, eine Woche Single, eine Eltern – also das beste aus zwei Welten). Außerdem – und das ist fast das Wichtigste – geht es darum wie wir gesamt als Gesellschaft funktionieren, wie es mit dem Wiedereinstieg nach der Elternzeit aussieht und mit Teilzeitmodellen für Eltern. Und auch mit der Akzeptanz eines Wandels der Rollenbilder von beiden Geschlechtern (und da sehe ich bei der jungen Generation teils sogar eher weniger als bei den etwas älteren). Der Vergleich mit Skandinavien hinkt aus mehreren Gründen:
    – gute Ganztagesbetreuung (und ich meine wirklich qualitativ hochwertige) ist dort flächendeckend möglich und verbreitet
    – viel mehr Männer gehen in Elternzeit (und nicht nur die zwei „Vätermonate“, die hier sogar oft zeitgleich mit denen der Frau genommen wird)
    Wenn sich hier erst mal in der Gesellschaft allgemein das Denken ändert und dann noch auf die jeweils betroffenen Kinder einzeln geschaut wird, kann das Wechselmodell gerne weit verbreitet werden. Aber bislang ist es wirklich nur in sehr begrenzten Einelfällen sinnvoll.
    (siehe hierzu z.B. Studien und Positionen vom VAMV hier https://www.vamv.de/fileadmin/user_upload/bund/dokumente/Beschluesse/Kindschaftsrecht/Beschluss2017_Wechselmodell.pdf und https://www.vamv.de/fileadmin/user_upload/bund/dokumente/Beschluesse/Kindschaftsrecht/VAMV_Informationspapier_Wechselmodell_2014.pdf) Herzliche Grüße Katrin Stehle

  4. Sebastian Schroeder

    Konflikte werden reduziert, wenn das Wechselmodell per Zwang eingeführt wird, da sich Elternteile aus der Betreuung freikaufen müssten. Dazu gibt es Studien.

    Wenn aber den Müttern Kinder und Unterhalt gegeben wird, ohne zu berücksichten, wie die Wünsche der Kinder aussehen und wie gut Bindung zum Vater und der Mutter ist, hat das negative Auswirkungen auf die Entwicklung der Kinder. Auch das ist in Studien belegt.

    Das Elternteile bei Kindsentfremdung durch den betreuenden Elternteil zu emotionalen und finanziellen Wracks gemacht werden können, wird auch gerne in kauf genommen… geht es nur um Mütterwohl?

    Etwas mehr Freizeit von der Kinderbetreuung würde den Müttern doch auch meist gut tun.

  5. Joa Falken

    Das Nestmodell wird hier etwas zu stiefmütterlich behandelt. Neben den schon im Namen ausgedrückten emotionaen Vorteil für die Kinder kann es auch deutliche wirtschaftliche Vorteile haben:

    Zu unrecht wird gegen das Nestmodell argumentiert, damit bräuchte man drei Wohnungen statt sonst zwei. Das geht jedoch oft an den Tatsachen vorbei:

    Bei nur drei Beteiligten (zwei Ex-Partner mit einem Kind) mag das noch zutreffen:
    Die Alternative lautet dann: Zwei Wohnungen für je zwei Personen (Wechselmodell) oder im Nestmodell eine Wohnung für zwei Personen (Kind und jeweils Betreuender) plus zwei Wohnungen für jeden Ex-Partner für die Nicht-Betreuungszeit. In beiden Fällen gibt es also insgesamt vier Betten, aber im Wechselmodell zwei Kühlschränke, im Nestmodell drei Kühlschränke. DIe Betten stehen jetzt als Synonym für das persönliche Umfeld, den eigenen Raum jedes Beteiligten, einen Teil der Bekleidung, der jeweils am falschen Ort ist. Die Kühlschräke stehen für die Fixkosten einer Wohnung, einschließlich einer Küche je Wohnung. Im Wechselmodell muss „nur“ das Kind pendeln, im Nestmodell müssen zwei Erwachsene pendeln.

    Bei fünf Beteiligten (zwei Ex-Partner mit drei Kindern) der Altfamilie kommen die wirtschaflichen Vorteile des Nestes schon mehr zum Tragen:
    Im Wechselmodell muss jede Wohnung für vier Personen reichen (nämlich den Erwachsenen und die drei zeitweilig anwesenden Kinder), in Nestmodell dagegen nur die „Kinderwohnung“. Es steht also beim Aufwand acht Betten im Wechselmodell zu sechs Betten zu Gunsten des Nestes. Zum Nest pendeln zwei Erwachsene, statt dass drei („unschuldiger“) Kinder zwischen Erwachsenen pendeln.
    Und auch die (beiden) Küchen und Kühlschränke für vier Personen müssen größer sein. Und selbst wenn der Kühlschrank zum Zeitpunkt des Wechsels „leergefuttert“ sein sollte, waren daran sicherlich vor allem die Kinder beteiligt, weniger der Ex-Partner. Natürlich müssen sich die Verantwortlichkeiten für den diversen Bedarf der Kinder insgesamt halbwegs die Waage halten.

    Im nächsten Beispiel sind es sieben Beteiligte, weil beiden Elternteilen der drei Kinder ein neuer Partner vergönnt sei. Wenn die neuen Paare zusammleben wollen, braucht es im Wechselmodell zwei Wohnungen für fünf Personen, nämlich das jeweilige neue Paar und die drei Kinder. Zusammen zehn Bettplätze 😉 Im Nestmodell sind es vier Betten in der „Kinderwohnung“ und zwei mal zwei Bettplätze in den Paarwohnungen, zusammen also acht. Wiederum eine Einsparung von zwei Bettplätzen im Nestmodell.

    Etwas mehr Abstand tut gut in der neuen Partnerschaft? Der neue Partner soll oder will nicht Ersatz-Papi oder -Mutti werden? Er/sie will die ideale Single-Wohnung nicht verlassen, um einen Teil der Zeit mit einem Haufen fremder Blagen zu verbingen? Dann müssen im Wechselmodell vier Wohnungen her: Eine für jede Erwachsenen, und die beiden Wohnungen der getrennten Eltern brauchen zusätzlich Platz für drei Kinder (das gilt auch für reine Besuchs-/Umgangsregelungen mit kürzeren Besuchszeiten der Kinder!). Zusammen sind wir es wiederum zehn Betten (den Platzbedarf für gelegentliche Besuche beim alleinlebenden Partner nicht mitgerechnet), nun aber schon vier Wohnungen. Die drei Kinder gehen auf Wanderschaft, aber ein Teil der neuen Paare ebenfalls.

    Nun, im Nestmodell käme man bei entsprechenden Modell auf fünf Wohnungen und acht „reguläre“ Betten. Aber halt: Braucht es noch die getrennten „Elternwohnungen“, wenn doch die halbe Freizeit in der Kinderwohnung verbracht wird, und ein Teil der übrigen Freizeit beim oder mit der neuen Partnerin (und in den Urlaub will man ja auch mal fahren)?

    Sind zwei neue Partner mit „mäßigem“ Distanzwunsch im Spiel, lauten die Alternativen also eher:
    a) Nestmodell mit drei Wohnungen, die beiden Eltern pendeln zwischen der Kinderwohnung und dem neuen Partner.
    Im Beispiel mit drei Kindern heißt dies: Fünf von sieben Beteilgten pendeln normalerweise nicht.
    b) Wechsel- oder Besuchsmodell mit vier Wohnungen, die Kinder pendeln und die Erwachsenen pendeln auch.
    Oft ist bei solchen Paaren immer derselbe „auf Besuch“ beim anderen. Dann pendeln also alle bis auf zwei Beteiligte.

    Das Nestmodell ist also in vielen Fällen die deutlich kostensparende Variante !
    Wenn die Möglichkeiten zu Ausgaben begrenzt sind, ermöglicht es eine bessere Wohnqualität (z.B. drei Wohnungen mit größeren Zimmern in einer guten Lage gegenüber vier Wohnungen mit kleineren Kinderzimmern in einer schlechteren Lage).

    All dies gilt bei hälftiger Betreuungszeit genauso wie bei unterschiedlichen Gewichten.

  6. Alex

    Hallo.
    Man sollte den Umgang mit dem Kind und den Umfang spüren können. Was kann ich bewerkstelligen, was kann mein Kind, wann überfordere ich es. Das erfordert Kommunikation mit dem Kind, oft auch ohne Worte, sondern durch Beobachtung und eigene Reflektion. Das sollte insividuell erfühlt werden, das liegt in der Verantwortung der beiden Eltern. Leider funktioniert das oft nicht, weil beide Eltern oder wenigstens ein Elternteil in irgendeiner Art verblendet sind, über das Kind eigene Konflikte, eigenes Scheitern oder ähnliches verarbeiten muss, das ist tragisch und verantwortungslos dem Kind gegenüber. Allzu oft überschätzt sich vielleicht ein Vater und möchte es der Ex nur zeigen, oder eine Mutter missbraucht ihre Macht um den Vater zu verteufeln und an den Rand zu drängen im Leben des Kindes. Ein grundlegend zu favorisierendes Modell gibt es denke ich nicht, es macht keinen Sinn einem Vater 50 Prozent der Zeit zu geben, wenn die innere Bindung zum KInd nicht tief genug ist, es ist aber genauso eine Schande einen angagierten Vater, der mit ganzer Leidenschaft für das Wohl seines Kindes einsteht von gesetzwegen aus dem Leben seines KIndes zu entfernen.

Schreiben Sie einen Kommentar