Wenn Kinder oder Jugendliche andere Menschen mobben (das gilt auch für Erwachsene), wollen sie damit oft vor anderen angeben. Das heißt, es gibt eine bestimmte Öffentlichkeit, die das Mobben mitbekommen soll und in der die Anführer*innen des Mobbens durch ihre Aktivitäten ihren Status erhöhen wollen.
Doch über diesen Kreis hinaus scheut Mobbing die Öffentlichkeit. Ich habe immer wieder erlebt, dass Leute, die andere mobben, in irgendeiner Weise auch wissen, dass das nicht in Ordnung ist, was sie tun. Vor allem aber sind die Mitläufer*innen des Mobbens innerlich sehr zwiegespalten. Auf der einen Seite wollen sie weiter zur Clique oder Gruppe gehören und beteiligen sich dafür an dem, was die Anführenden mit den gemobbten Menschen anstellen. Auf der anderen Seite haben sie Angst, selbst Opfer zu werden und halten deswegen still. Sie wissen, dass das, was sie tun, eigentlich nicht angemessen ist. Sonst bräuchten sie ja keine Angst davor zu haben, dass ihr Handeln bekannt wird.
Deswegen ist es für die Menschen, die gemobbt werden und deren Eltern oder andere Personen, die an ihrer Seite stehen, wichtig, mit dem Mobbing an die Öffentlichkeit zu gehen. Also in einer Schulklasse, in einem Sportverein oder wo auch immer Mobbing geschieht, zu benennen, was geschieht, und dabei Position zu beziehen. Die Haltung kann nur darin bestehen, dass die Entwürdigung und Erniedrigung anderer Menschen, anderer Kinder, falsch ist. Öffentlichkeit ist insofern Opferschutz.
Die Menschen, die selbst gemobbt werden, haben oft Angst, an die Öffentlichkeit zu gehen. Sie fühlen sich allein und unter Druck und fürchten, dass es, wenn das Mobbing öffentlich wird, noch schlimmer wird. Erwachsene, die diese Kinder begleiten, sollten ihnen versichern, dass dies nicht der Fall ist, dass sie als Leibgarde auftreten und sie unterstützen werden. Das entspricht auch meinen Erfahrungen: Öffentlichkeit schützt.