Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich mit Kindern sehr gerne und wirkungsvoll arbeite. Und ich habe meistens erlebt, dass sich die Eltern oder zumindest ein Elternteil um das Kind bemüht, es liebt und es fördern möchte. Doch es gibt auch Eltern, die ihre Kinder nicht lieben. Es gibt Familien, in denen eine Atmosphäre herrscht, die noch unterhalb der Schwelle der Kindeswohlgefährdung liegt, aber den Kindern Leid zufügt und das, was ich mit dem Kind gemeinsam erarbeite und erlebe, immer wieder beschädigt.
Unter solchen Gegebenheiten versuche ich selbstverständlich immer, mit den Eltern zu arbeiten, mit ihnen zu reden, ihnen Hinweise zu geben, sie zu unterstützen, Eltern sein zu können, was sie oft nicht gelernt haben und wofür sie oft selbst destruktive Vorbilder hatten. Das gelingt meistens, aber nicht immer. Wenn die Bemühungen nicht erfolgreich sind, dann versuche ich für das Kind ein drittes Milieu zu schaffen. Es gibt das Milieu in der pädagogischen Arbeit oder Therapie. Es gibt das Milieu des Elternhauses. Und ich versuche, dem Kind ein drittes Milieu anzubieten. Oft empfehle ich und fordere auch die Unterstützung der Eltern ein, dass das Kind in einen Sportverein geht oder in einen Chor, eine Musikgruppe oder irgendeine andere Gemeinschaft. Dort kann es Erfahrungen der Wirksamkeit machen. Dort gibt es hoffentlich wohlwollende Anleiter*innen. Und dort gibt es soziale Erfahrungen mit anderen Kindern.
Ich kann dies den pädagogischen und therapeutischen Kolleg*innen nur empfehlen. Dieser Weg hat sich oft bewährt und ist auch ein Versuch, aus der Hilflosigkeit hinauszugelangen, in die wir geraten, wenn wir merken, dass das Kind in einem belastenden oder gar giftigen Elternhaus lebt.